Telegram – Meinungsfreiheit oder digitale Anarchie?

Letzte Aktualisierung am Mai 6, 2025

Der Telegram Messenger – für manche ist er ein sicherer Hafen der digitalen Selbstbestimmung, für andere einfach nur der Spielplatz von Extremisten, Verschwörungstheoretikern und digitalen Selbstdarstellern. Aber was steckt wirklich hinter der App, die sich als Hüterin der Privatsphäre inszeniert, während sie fröhlich am Rand der Legalität balanciert?

Von Russland nach Dubai: Die Flucht in die Freiheit

2013 gründeten die Brüder Pawel und Nikolai Durow den Telegram Messenger. Warum? Weil Pawel nach einem Streit mit der russischen Regierung sein erstes Baby – das soziale Netzwerk VKontakte – verlassen musste. Also erfand er kurzerhand ein neues digitales Zuhause. Natürlich mit dem edlen Ziel, eine Plattform frei von staatlicher Kontrolle zu schaffen. Dass Telegram heute in Dubai sitzt – fernab lästiger europäischer Datenschutzbehörden – ist sicherlich reiner Zufall.

Features, die Freiheit versprechen (und Kontrolle unmöglich machen)

Telegram ermöglicht Gruppen mit bis zu 200.000 Mitgliedern, bietet öffentliche Kanäle für jedermann und speichert alles brav in der Cloud. Nur echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung? Gibt’s leider nur auf Wunsch in „geheimen Chats“. Wer also glaubt, seine Telegram-Nachrichten seien alle superprivat, der glaubt vermutlich auch, dass man mit Alufolie Gedanken lesen kann.

Kritik? Ach, das sind doch nur „besorgte Bürger“…

Telegram steht nicht zufällig regelmäßig in der Kritik. Die Plattform ist ein Sammelbecken für:

Rechtsextreme Inhalte Desinformationen zur Corona-Pandemie Hassrede und Gewaltaufrufe

Und weil Telegram beim Thema Inhaltsmoderation ungefähr so viel Engagement zeigt wie ein Kühlschrank bei der Ernährung, kommt es immer wieder zu politischen Diskussionen. In Deutschland forderten Politiker mehrfach eine stärkere Regulierung – mit mäßigem Erfolg.

Pawel Durow: Digitaler Freiheitskämpfer oder Strippenzieher im Hintergrund?

Der charismatische Telegram-Gründer Pawel Durow wurde 2024 in Frankreich festgenommen – wegen möglicher Beihilfe zur Verbreitung krimineller Inhalte. Seine Verteidigung? Er sei bloß ein Tech-Unternehmer, der an die Freiheit glaube. Kritiker sagen: Telegram sei längst außer Kontrolle geraten – und Durow lasse es geschehen.

Fazit: Telegram als Plattform der Extreme

Telegram ist mehr als nur ein Messenger. Es ist ein Spiegelbild der digitalen Gesellschaft, in der Freiheit und Verantwortung oft nicht gemeinsam auftreten. Für IT-affine Nutzer bleibt die Frage: Ist Telegram ein sicheres Kommunikationstool – oder ein legaler Tarnmantel für illegale Netzwerke?

In jedem Fall ist Telegram ein faszinierendes Beispiel dafür, was passiert, wenn Technologie und Ideologie eine unkontrollierte Liaison eingehen.

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