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Diese Abkürzungen klingen sehr technisch.
Die gute Nachricht: Alle machen im Prinzip das Gleiche.
Sie sorgen dafür, dass ein Firmennetzwerk nicht abstürzt, wenn viele Geräte und Kabel miteinander verbunden sind.
Man kann sich das so vorstellen:
1. Das Grundproblem: Der Daten-Kreisverkehr
Stell dir ein Bürogebäude vor:
- In jedem Stockwerk stehen viele PCs.
- In jedem Technikraum stehen Netzwerkgeräte (Switches).
- Zwischen den Technikräumen sind viele Kabel verlegt – oft mit Absicht mehrere Wege als Reserve.
Jetzt das Problem:
Wenn man diese Technikräume mit zu vielen Verbindungen in Kreisen verbindet, kann Folgendes passieren:
- Daten „fahren“ im Kreis, statt nur von A nach B.
- Das Netzwerk wird überlastet.
- Im schlimmsten Fall geht „gefühlt gar nichts mehr“.
Das ist wie bei einer Stadt mit schlechten Ampelschaltungen:
Autos geraten in einen Kreisverkehr ohne Ausfahrt – irgendwann steht alles.
Genau das verhindern STP, RSTP, PVSTP, VSTP und MSTP.
2. Was machen diese Protokolle ganz grob?
Alle diese Protokolle tun im Kern dasselbe:
- Sie schauen sich alle Verbindungen im Netzwerk an.
- Sie entscheiden:
- welche Kabel aktiv genutzt werden
- welche Kabel nur als Reserve bereitstehen
- So verhindern sie, dass Daten im Kreis laufen.
Man kann es sich so merken:
Die Protokolle sind wie eine Mischung aus Verkehrsplanung und Polizei:
Sie sperren Straßen, damit sich die Autos nicht im Kreis stauen.
3. STP und RSTP – die einfache Basis
STP – der Klassiker
STP (Spanning Tree Protocol) ist die klassische Variante.
- Es stellt sicher, dass es keine Kreise im Netzwerk gibt.
- Überflüssige Verbindungen werden auf „Reserve“ gesetzt.
- Fällt ein aktives Kabel aus, wird eine Reserveleitung freigeschaltet.
Nachteil:
- STP braucht relativ lange, bis es auf Änderungen reagiert.
- In dieser Zeit kann das Netzwerk kurz hängen.
Merksatz:
STP = tut seinen Job, ist aber gemütlich unterwegs.
RSTP – das gleiche, nur schneller
RSTP (Rapid Spanning Tree Protocol) ist die schnellere Version von STP.
- Gleiche Idee: Kreise vermeiden, Reservewege bereithalten.
- Unterschied: viel schnellere Reaktion, wenn etwas ausfällt oder sich ändert.
Für Anwender bedeutet das:
- Weniger „kurz mal kein Netz“.
- Störungen werden schneller abgefangen.
Merksatz:
RSTP = STP in schnell – heute die typische Variante.
4. VLAN – warum braucht man die anderen Abkürzungen?
Jetzt kommt ein Begriff, ohne den der Rest keinen Sinn ergibt: VLAN.
Stell dir wieder das Bürogebäude vor:
- Die Firma hat mehrere Abteilungen: Buchhaltung, Vertrieb, Gäste-WLAN, Produktion.
- Alle nutzen das gleiche physische Netzwerk (die gleichen Kabel und Switches).
- Trotzdem möchte man sie logisch trennen.
Ein VLAN ist wie:
- ein eigenes virtuelles Netzwerk
- für eine bestimmte Abteilung oder Funktion
(z. B. VLAN 10 = Büro, VLAN 20 = Gäste, VLAN 30 = Maschinen)
Für diese verschiedenen VLANs kann man nun verschiedene Wege durchs Netzwerk planen.
Hier kommen PVSTP, VSTP und MSTP ins Spiel.
5. PVSTP / PVST+ – pro Abteilung ein eigener Verkehrsplan
PVSTP (Per-VLAN Spanning Tree Protocol), oft auch PVST+, wird gern in Cisco-Netzen genutzt.
Die Idee ist sehr einfach, wenn man wieder an das Gebäude denkt:
- Jede Abteilung (jedes VLAN) bekommt ihren eigenen Verkehrsplan.
- Also:
- VLAN 10 darf diesen Weg nutzen
- VLAN 20 einen anderen
- VLAN 30 wieder einen anderen
Vorteil:
- Die IT kann den Datenverkehr sehr fein steuern.
- Last lässt sich gut verteilen: nicht alle fahren über dieselbe „Hauptstraße“.
Nachteil:
- Mehr Planungsaufwand für die Geräte (pro VLAN ein Plan).
- Vor allem in Cisco-Umgebungen zu finden.
Merksatz:
PVSTP = ein eigener Spanning-Tree pro VLAN (pro Abteilung ein separater Verkehrsplan).
6. VSTP – ähnlich, aber herstellerspezifisch
VSTP macht vom Prinzip her etwas sehr Ähnliches wie PVSTP:
- Es arbeitet pro VLAN oder mit VLAN-Gruppen.
- Es verteilt Daten je nach VLAN über unterschiedliche Wege.
Wichtig für Laien:
- VSTP ist eher ein Herstellerbegriff (z. B. Juniper).
- Es geht um dasselbe Grundthema:
VLANs, mehrere Wege, Schleifen verhindern.
Merksatz:
VSTP = wie PVSTP, aber je nach Hersteller anders umgesetzt.
7. MSTP – aufräumen im Verkehrsplan
MSTP (Multiple Spanning Tree Protocol) versucht, Ordnung in viele VLANs zu bringen.
Stell dir vor:
- Es gibt 50 VLANs im Unternehmen.
- Für alle einzeln einen eigenen Plan zu führen (PVSTP) ist auf Dauer aufwendig.
MSTP sagt:
- Wir machen nicht für jedes einzelne VLAN einen Plan.
- Stattdessen fassen wir mehrere VLANs zu Gruppen zusammen, und:
- jede Gruppe bekommt einen Spanning-Tree-Plan.
Beispiel:
- Plan A: für VLAN 10, 20, 30
- Plan B: für VLAN 40, 50, 60
Vorteile:
- Weniger Aufwand als PVSTP (nicht 50 Pläne, sondern vielleicht 3–5).
- Trotzdem kann die IT den Datenverkehr je nach Gruppe gut steuern.
- MSTP ist herstellerübergreifend standardisiert.
Merksatz:
MSTP = mehrere Spanning-Trees, aber viele VLANs werden gruppiert.
Aufgeräumter als „ein Plan pro VLAN“.
8. Was sollte ein IT-Laie am Ende wirklich mitnehmen?
Du musst dir nicht alle Abkürzungen merken.
Es reichen im Grunde diese Punkte:
- Warum überhaupt diese Protokolle?
Damit ein Netzwerk mit vielen Verbindungen nicht zusammenbricht, wenn alles mehrfach verbunden ist.
Sie verhindern, dass Daten im Kreis laufen und alles lahmlegen. - STP vs. RSTP:
- STP = die klassische, langsamere Variante
- RSTP = die moderne, schnellere Variante
- Sobald viele VLANs im Spiel sind:
- PVSTP / VSTP = sehr feine Steuerung, oft ein eigener Plan pro VLAN
- MSTP = mehrere Pläne, aber VLANs werden zu Gruppen zusammengefasst (effizienter)
- Als Anwender merkst du davon fast nichts,
aber:- Wenn die IT solche Protokolle richtig einsetzt,
- läuft das Netz stabiler,
- Störungen werden schneller abgefangen.

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