Die Akte Windows 12:

Was aus dem heiß erwarteten (oder herbeigeredeten?) Betriebssystem wurde

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1. Einleitung: Die ewige Frage nach dem Nächsten Großen Ding – Windows 12?

Die Frage „Was wurde eigentlich aus Windows 12?“ geistert durch die Tech-Blase und spiegelt die, nun ja, erhebliche Online-Aufregung wider, die sich um ein angeblich neues Betriebssystem von Microsoft entsponnen hatte. Die Erwartungshaltung an neue Windows-Versionen ist ja traditionell hoch – oder wird zumindest hochgekocht. Im Fall des Phantoms „Windows 12“ wurde die Spekulationsmaschine aber besonders durch Gerüchte über ach so revolutionäre Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) befeuert.1 Man kennt das ja. Dieser Bericht versucht, den Status von Windows 12 auf Basis der spärlichen Faktenlage zu klären. Dabei wird penibel zwischen wild wuchernden Gerüchten, dem vielsagenden Schweigen aus Redmond und strategischen Analysen dessen, was tatsächlich passierte, unterschieden. Wir beleuchten die brodelnde Gerüchteküche, Microsofts meisterhafte Nicht-Kommunikation, die Rolle des Windows 11 Updates 24H2 (Spoiler: die des Lückenbüßers?), Microsofts undurchsichtige Strategie und ziehen schließlich ein ernüchterndes Fazit zum aktuellen Stand und den glorreichen Zukunftsaussichten.

2. Das Phantom-Betriebssystem: Gerüchte, Träume und die Windows 12 Seifenblase

Bevor Microsoft die Katze aus dem Sack ließ (oder eher: eine andere Katze), zeichnete eine wahre Flut von Gerüchten und „Leaks“ ein schillerndes Bild eines Betriebssystems namens Windows 12. Diese Gerüchte formten – wie so oft – die Erwartungen des Marktes, ob fundiert oder nicht.

Das große Datums-Raten:

Anfänglich deuteten – Überraschung! – viele Gerüchte auf eine Veröffentlichung im Jahr 2024 hin. Das passte ja auch so schön in die Erzählung einer möglichen Rückkehr Microsofts zu einem dreijährigen Zyklus für Hauptversionen.4 Befeuert wurde das Ganze durch nebulöse Andeutungen von Hardware-Partnern wie Intel 3 und Leaks, die eine wundersame Unterstützung von Windows 12 durch kommende Chipsätze wie Intels Meteor Lake erwähnten.8 Manche Orakel nannten gar konkret Ende 2024.4 Als 2024 dann aber doch ohne Windows 12 verstrich, verschob sich das Ratespiel elegant auf Ende 2025 oder Anfang 2026 1, während Pessimisten schon von 2027 oder gar später unkten.9 Das Support-Ende von Windows 10 im Oktober 2025 bot sich natürlich als perfekter Ankerpunkt für solche Spekulationen an.1

Geheimnisvolle Codenamen und die modulare Wunderwaffe:

Als mögliche Decknamen für das Fabelwesen Windows 12 wurden „Next Valley“ 4 und zeitweise auch „Hudson Valley“ 6 gehandelt. Letzterer entpuppte sich später – wie praktisch – als Codename für das Windows 11 Update 24H2. Ein Dauerbrenner in der Gerüchteküche war eine angeblich grundlegend überarbeitete Architektur. Konzepte wie „CorePC“ versprachen einen modularen Aufbau, der das Kernbetriebssystem von Funktionen und Apps trennen sollte.2 Diese Modularität, schon bei früheren Luftschlössern wie Windows Core OS und Windows 10X erprobt 5, klang natürlich verlockend: schlankere Installationen, bessere Sicherheit, leichtere Anpassung. Man darf ja träumen.

Die Wunschliste der erwarteten Funktionen:

Die Gerüchteküche malte das Bild eines technologischen Überfliegers:

  • KI, KI und nochmal KI: Das absolute Buzzword. Erwartet wurde eine „KI der nächsten Generation“, die Copilot in Windows 11 wie ein Relikt aus der Steinzeit aussehen lassen sollte.1 Man sprach von tiefer Integration, von einer Revolution, von der Notwendigkeit spezieller Hardware, insbesondere dieser schicken neuen Neural Processing Units (NPUs).1 KI als Allheilmittel, versteht sich.
  • Die schwebende Taskleiste und anderer UI-Schnickschnack: Viele Gerüchte versprachen eine modernisierte, vielleicht modulare Benutzeroberfläche. Konzepte zeigten teils gewagte Design-Experimente wie eine schwebende Taskleiste („floating taskbar“) oder andere optische Spielereien.1 Alles sollte anpassbarer und toller werden.2
  • Mehr Sicherheit (wer hätte das gedacht?): Natürlich wurde auch über Fortschritte bei der Sicherheit gemunkelt – bessere Verschlüsselung, passwortlose Authentifizierung, intelligentere App-Berechtigungen.1 Standard-Marketing-Sprech für jede neue Version.
  • Alles in die Cloud: Ein möglicher „Cloud-First“-Ansatz mit nahtloser Integration wurde diskutiert.2 Manche träumten gar von „Windows Link“ für komplett Cloud-basierte Desktops.13

Hardware-Anforderungen (natürlich höher):

Die Leaks deuteten – welch Überraschung – auf signifikant höhere Hardware-Anforderungen als bei Windows 11 hin. Potenzielle Mindestanforderungen? 16 GB RAM (doppelt so viel!), eine SSD (am besten NVMe) als Pflicht und natürlich die üblichen Verdächtigen wie TPM 2.0 und Secure Boot.1 Besonders penetrant war die Erwähnung der Notwendigkeit (oder zumindest dringenden Empfehlung) einer NPU für die ach so tollen neuen KI-Funktionen.1 Ein Schelm, wer Böses dabei denkt und an geplante Obsoleszenz glaubt.

Die üblichen Verdächtigen als Quellen:

Die „Informationen“ stammten aus den üblichen Kanälen: bekannte Tech-Journalisten, die als „gut vernetzt“ gelten 4, und Hardware-Leaks, vorzugsweise aus dem Intel-Umfeld.8

Die schiere Masse und die bemerkenswerte Einigkeit der Gerüchte, besonders bei KI und dem 2024-Zeitfenster, erzeugten eine massive Erwartungshaltung für ein Produkt namens „Windows 12“. Selbst ohne ein Sterbenswörtchen von Microsoft bauten diese Gerüchte, oft befeuert durch Kommentare von Hardware-Partnern 3, eine Eigendynamik auf. Ein Paradebeispiel dafür, wie die Tech-Gerüchteküche eine eigene Realität erschaffen kann, völlig losgelöst von offiziellen Verlautbarungen. Das spätere Ausbleiben von „Windows 12“ im Jahr 2024 wirkte dadurch nur noch lauter und führte uns direkt zur Kernfrage: Was zum Teufel ist da passiert?

Die starke Betonung von NPUs signalisierte zudem eine potenziell engere Verkupplung von Hard- und Software – sprich: Wer die neuesten, tollsten Windows-Features will, braucht gefälligst auch neue Hardware. Eine Abkehr von der Idee breiter Kompatibilität, hin zu einer Zukunft, in der wesentliche Windows-Fortschritte an den Kauf neuer „KI-fähiger“ PCs gebunden sein könnten. Gut für die Hardware-Verkäufe, schlecht für den Geldbeutel und potenziell fragmentierend für die Nutzerbasis. Diese Tendenz zur Hardware-Software-Koevolution manifestierte sich dann ja auch – nur eben unter dem Banner von Windows 11 und den Copilot+ PCs.6 Clever eingefädelt.

3. Microsofts Offizielle Position: Das große Schweigen im Walde

Trotz der wild brodelnden Gerüchteküche und der detaillierten Fantasien über Windows 12 blieb eine offizielle Bestätigung seitens Microsoft – wer hätte es gedacht – konsequent aus. Das Unternehmen hat zu keinem Zeitpunkt die Entwicklung eines Betriebssystems namens „Windows 12“ offiziell angekündigt, bestätigt oder gar einen Veröffentlichungstermin verraten.1

Diese Mauer des Schweigens zeigte sich auch in den offiziellen Microsoft-Kanälen. In den Community Foren mussten Moderatoren und unabhängige Berater immer wieder klarstellen, dass Windows 12 zum Zeitpunkt der Anfragen (z.B. im Januar 2025 11 oder Dezember 2024 20) schlicht nicht offiziell existiere und der Fokus – natürlich – auf der Weiterentwicklung von Windows 11 liege.4 Die Quellen beschrieben Microsofts Haltung treffend als „zugeknöpft“ („tight-lipped“).1 Welch Untertreibung.

Dieser Mangel an offizieller Kommunikation steht in einem bemerkenswerten Kontrast zur Fülle an detaillierten Leaks, die angeblich aus internen Quellen oder von Partnern stammten.1 Bei einem Konzern wie Microsoft, der normalerweise die Informationskontrolle perfektioniert hat, wirkt diese Diskrepanz, sagen wir mal, interessant. Waren die internen Pläne wirklich noch so unausgegoren und wurden durch übereifrige Leaker enthüllt, vielleicht beeinflusst durch interne Querelen wie den Abgang des damaligen Windows-Chefs Panos Panay?6 Oder war es eine bewusste, wenn auch subtile Strategie? Ließ man die Gerüchteküche absichtlich brodeln, um die Marktreaktion auf die kommenden KI-Features zu testen oder einfach nur Hype zu generieren, ohne sich festzulegen? Das Fehlen einer offiziellen Bestätigung war strategisch genauso bedeutsam wie das Vorhandensein der Gerüchte. Es signalisierte entweder Chaos oder Kalkül. Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem.

4. Windows 11 24H2: Das Update, das die Windows 12-Party crashte?

Die Antwort auf die Frage, wo Windows 12 im Jahr 2024 abgeblieben ist, liegt größtenteils im Windows 11 Update mit der Versionsnummer 24H2. Dieses Update entpuppte sich als die tatsächliche Hauptveröffentlichung für dieses Jahr und schnappte sich dreist viele der Funktionen und Technologien, die zuvor dem Phantom „Windows 12“ angedichtet wurden.

Microsoft bestätigte – endlich mal was Offizielles – dass die Windows 11 Version 24H2 (intern teils als „Hudson Valley“ bezeichnet 6, was dann auch der öffentliche Codename wurde 22) das große jährliche Feature-Update für 2024 ist. Damit war die Luft aus den Windows 12-Gerüchten für 2024 raus.1 Dieses Update, ausgerollt im zweiten Halbjahr 2024 21, basiert auf einer neuen Plattform mit dem Codenamen „Germanium“.6 Ironischerweise war genau diese Germanium-Plattform ursprünglich als Basis für das ominöse Windows 12 gehandelt worden.17 Ein Schelm, wer hier Marketing-Umetikettierung vermutet.

Die entscheidende Erkenntnis: Windows 11 24H2 lieferte viele der Kernfunktionen, die zuvor für Windows 12 herbeigesehnt wurden, insbesondere im Bereich KI:

  • KI-Funktionen im Rampenlicht (ob man will oder nicht): Das Update 24H2 brachte eine Welle neuer KI-Funktionen, eng verknüpft mit der Einführung der „Copilot+ PCs“ – neuer Hardware mit leistungsfähigen NPUs.18 Passt perfekt zu den Windows 12-Gerüchten über tiefe KI-Integration und NPU-Abhängigkeit.1 Die Highlights (oder Lowlights, je nach Perspektive):
  • Windows Recall (Preview): Das berüchtigte Schnüffel-Feature, das alles aufzeichnet, was man am Bildschirm tut, um eine semantische Suche zu ermöglichen.18 Passt zur Erwartung „fortschrittlicher KI“. Nach massivem Datenschutz-Aufschrei wurde es erstmal als Preview deklariert und braucht Windows Hello zur „Absicherung“.14 Na dann.
  • Windows Studio Effects: KI-Verbesserungen für Webcam und Mikrofon (Hintergrund weichzeichnen, Augenkontakt simulieren etc.) 18 – damit man auch im Homeoffice perfekt aussieht.
  • Cocreator (in Paint) & Image Generator (in Fotos): Lokale KI-Bilderzeugung.18 Erfüllt die Erwartungen an „leistungsstarke KI-Integration“.3 Nett, aber kaum ein Grund für eine neue OS-Version.
  • Live Captions Verbesserungen: Echtzeit-Übersetzung.18
  • NPU-Abhängigkeit: Viele dieser KI-Spielereien sind exklusiv für Copilot+ PCs verfügbar oder optimiert. Die NPU-Prophezeiungen aus den Windows 12-Gerüchten haben sich also bewahrheitet – nur eben unter Windows 11-Flagge.18 Kaufen, kaufen, kaufen!
  • Kosmetische Korrekturen an der Oberfläche (UI/UX): Keine radikale Neugestaltung wie die spekulierte schwebende Taskleiste, aber immerhin ein paar Anpassungen:
  • Copilot als App (PWA): Der Copilot wurde aus der Seitenleiste befreit und ist jetzt eine eigene App, die man verschieben kann.18 Ob das eine Verbesserung ist, sei dahingestellt.
  • Datei-Explorer-Updates: Native Erstellung von 7Zip/TAR-Archiven, PNG-Metadaten-Bearbeitung, überarbeitetes Kontextmenü.18 Solide, aber kaum revolutionär.
  • Weitere UI-Anpassungen: Paginierte Schnelleinstellungen, verbesserte VPN-Verwaltung, neuer Energiesparmodus, Phone Link im Startmenü, neue Icons.18 Kleinigkeiten.
  • Sudo für Windows: Der sudo-Befehl für die Kommandozeile.24 Für die drei Leute, die das unter Windows brauchen.
  • Konnektivität: Unterstützung für Wi-Fi 7 und Bluetooth LE Audio.22 Nett.

Die folgende Tabelle fasst die „Highlights“ von Windows 11 24H2 zusammen, die verdächtig nach den Windows 12-Gerüchten klingen:

Feature-KategorieSpezifisches Feature in Win11 24H2BeschreibungVerbindung zu Windows 12-Gerüchten
KIWindows RecallZeichnet alles auf, was Sie tun. Angeblich für Ihre Suche.Fortschrittliche KI-Integration (Überwachung?), NPU-Fokus
KIStudio EffectsLässt Sie vor der Kamera besser aussehen (KI-Make-up).Integrierte KI-Erlebnisse (Eitelkeit?)
KICocreator / Image GeneratorKI malt Bilder für Sie.Leistungsstarke KI-Integration, NPU-Fokus
PlattformNPU-Anforderung/-OptimierungViele KI-Features brauchen neue Copilot+ PCs. Zufall?Starke NPU-Anforderung/-Fokus (Verkaufsargument!)
UI/UXCopilot als PWACopilot nervt jetzt als verschiebbare App.UI-Überarbeitung (aber keine schwebende Taskleiste)
Plattform„Germanium“-BasisNeuer Unterbau, der eigentlich für Win12 gedacht war?Potenzielle „CorePC“/modulare Basiselemente (recycelt?)

Im Grunde wurde Windows 11 24H2 also zum Abladeplatz für die Technologien, die man ursprünglich als „Windows 12“ verkaufen wollte. Eine strategische Entscheidung: Statt einer neuen Marke wertete man lieber Windows 11 auf. Die Kerntechnologie kam also – nur unter altem Namen. Vermutlich wollte man das Windows 11-Ökosystem stärken und die Migration von Windows 10 beschleunigen.6 Eine neue Versionsnummer hätte die Fragmentierung verschärft 6 oder man wartet auf breitere NPU-Verfügbarkeit, bevor man das „echte“ nächste Ding lostritt. Die Antwort auf „Was wurde aus Windows 12?“ lautet also: Seine für 2024 geplante Substanz wurde kurzerhand in Windows 11 24H2 umetikettiert. Marketing ist alles.

5. Microsofts Strategie entschlüsseln: Warum (noch) kein Windows 12? Oder: Die Kunst des Abwartens

Die Entscheidung Microsofts, 2024/2025 lieber ein großes Windows 11-Update (24H2) rauszuhauen, statt das glitzernde neue „Windows 12“ zu präsentieren, lässt sich – wenn man wohlwollend ist – durch strategische Überlegungen erklären. Oder eben durch schnöde Realpolitik.

Marktdurchdringung von Windows 11 (oder deren Fehlen): Ein Hauptgrund dürfte die eher mäßige Verbreitung von Windows 11 gewesen sein. Berichte zeigten, dass Windows 11 nur etwa ein Drittel des Marktes erobert hatte, während das gute alte Windows 10 mit zwei Dritteln immer noch dominierte.6 Eine weitere neue Version hätte das Chaos perfekt gemacht und die Bemühungen torpediert, die Windows 10-Nutzer endlich zum Upgrade zu bewegen.6 Wer will schon drei Windows-Versionen gleichzeitig managen?

Das Damoklesschwert: Support-Ende von Windows 10: Damit hängt das nahende Support-Ende für Windows 10 am 14. Oktober 2025 zusammen.1 Microsofts Priorität war (und ist) klar: Die riesige Windows 10-Herde muss irgendwie auf Windows 11 umgetrieben werden. Ein verfrühtes Windows 12 hätte nur abgelenkt und die Upgrade-Pfade verkompliziert.11 Dass man jetzt sogar kostenpflichtige Support-Verlängerungen (ESU) für Windows 10 anbietet 12, zeigt, dass selbst Microsoft nicht an einen schnellen Übergang glaubt – und macht ein baldiges Windows 12 noch unwahrscheinlicher. Man melkt die Kuh, solange es geht.

Stühlerücken in der Chefetage: Der Abgang des langjährigen Windows-Chefs Panos Panay und die folgende Umstrukturierung 6 könnten auch eine Rolle gespielt haben. Neue Besen kehren bekanntlich anders, und vielleicht wurden die Pläne für ein „Windows 12“ im Jahr 2024 einfach überarbeitet, verschoben oder gleich ganz eingestampft.17 Die neue Führung will vielleicht erst ihren eigenen Stempel aufdrücken – wann auch immer das sein mag.6

Das Mantra „Windows as a Service“: Die Entscheidung passt natürlich auch wunderbar zur Erzählung von „Windows as a Service“. Kontinuierliche Updates statt seltener, großer Sprünge. Wenn man signifikante Updates wie „Germanium“ einfach als jährliches Feature-Update (24H2) für die bestehende Version verkauft, braucht man ja keine neue Nummer.5 Der Fokus liegt auf „kontinuierlicher Innovation“ innerhalb von Windows 11.11 Oder anders gesagt: Man liefert halbfertige Features und bessert später nach.

KI als der große Treiber (und Hardware-Verkäufer): Microsofts massive Investitionen in KI (Copilot, NPUs, Copilot+ PCs) sind der eigentliche Motor. Indem man die neuen KI-Features in Windows 11 24H2 packte, konnte man schnell auf den KI-Hype aufspringen und gleichzeitig einen schönen Anreiz schaffen, neue Hardware (Copilot+ PCs) zu kaufen.6 Die schnelle Markteinführung dieser KI-Spielereien war wohl wichtiger als das Warten auf eine neue OS-Nummer.

Historisches Namens-Chaos und Marketing-Logik: Zuletzt darf man Microsofts historisch, sagen wir mal, kreative Namensgebung nicht vergessen. Windows 3.1, 95/98, ME/2000, XP, Vista, 7, 8, 10, 11 – eine klare Linie sieht anders aus.4 Das Überspringen von „Windows 9“ ist legendär.4 Auch wenn es interne Namensrichtlinien gibt 27, folgt die Produktbenennung oft einer eigenen, undurchsichtigen Marketinglogik.

Microsoft stand also vor einem Dilemma: Windows 11 beibehalten sorgt für Konsistenz und hilft bei der Windows 10-Migration, erzeugt aber weniger Buzz als ein „neues“ Windows 12. Ein Windows 12 hätte Hype generiert, aber die Fragmentierung verschärft. Die Entscheidung für Windows 11 24H2 zeigt: Konsolidierung und Stärkung der Marke Windows 11 hatten Vorrang. Der Name ist eben weniger ein technischer Zähler als eine Marketing-Entscheidung, beeinflusst von Marktdynamik, internen Zielen und der Laune der Marketingabteilung.

6. Fazit: Kein Windows 12 in Sicht – aber jede Menge KI unter altem Namen

Zusammenfassend lässt sich die Frage „Was wurde aus Windows 12?“ ernüchternd klar beantworten: Das für 2024 herbeigeredete Betriebssystem „Windows 12“ wurde von Microsoft nie offiziell bestätigt und ist – welch Überraschung – nicht erschienen. Die wesentlichen technologischen „Fortschritte“ und Kernfunktionen, die man diesem Phantom zuschrieb – allen voran die ach so tiefgreifenden KI-Fähigkeiten auf der „Germanium“-Plattform, die oft spezielle NPU-Hardware erfordern – wurden stattdessen klammheimlich in das große jährliche Update für Windows 11 gepackt: Version 24H2, auch bekannt als Windows 11 2024 Update.1 Die Substanz (oder was man dafür hält) der erwarteten Entwicklung für 2024 ist also da – nur eben unter dem alten Label Windows 11. Eine Mogelpackung, wenn man so will.

Der aktuelle Status: Windows 11, speziell in Version 24H2, ist das aktuelle Flaggschiff und die Plattform für Microsofts neueste KI-Experimente, vor allem im Zusammenspiel mit den neuen Copilot+ PCs.6 Microsofts Fokus liegt darauf, dieses System weiterzuentwickeln und zu verbreiten – und die störrischen Windows 10-Nutzer endlich zum Umstieg zu bewegen.

Die Zukunft jenseits von Windows 11? Reine Spekulation, aber ein paar Muster zeichnen sich ab:

  • Irgendwann kommt was Neues: Die Geschichte und der technische Fortschritt legen nahe, dass es irgendwann eine Version nach Windows 11 geben wird.1 Ob wir das dann noch erleben?
  • Potenzieller Zeitrahmen (Glaskugel-Modus): Frühestens Ende 2025, eher 2026 oder 2027. Vielleicht wenn die Windows 10-Migration durch ist, die ESU-Gelder versiegt sind oder ein neuer Hardware-Zyklus angekurbelt werden muss.1
  • Name? Völlig offen: Ob es „Windows 12“ heißen wird? Wer weiß. Nach der bisherigen Namens-Lotterie ist alles möglich.4 Vielleicht „Windows AI Edition“? Oder „Windows Cloud“?
  • Fokus auf KI und Hardware-Zwang: Zukünftige Versionen werden mit Sicherheit noch mehr KI enthalten. Das bedeutet wohl auch eine noch stärkere Abhängigkeit von neuer Hardware, insbesondere NPUs.1 Modulare Konzepte wie CorePC könnten ebenfalls wichtiger werden – oder auch nicht.6

Die ganze Posse um das Phantom „Windows 12“, die in Windows 11 24H2 und den Copilot+ PCs gipfelte, offenbart eine tiefere Wahrheit: Das Betriebssystem selbst wird immer mehr zum Mittel zum Zweck. Es dient weniger als eigenständiges Produkt, sondern als Plattform, um die Adaption neuer Hardware (mit NPUs!) und die Nutzung von Cloud- und KI-Diensten (Copilot & Co.) voranzutreiben. Die Entscheidung, die KI-Features unter Windows 11-Flagge zu veröffentlichen, erlaubte die schnelle Einführung der Copilot+ PC-Initiative, ohne auf einen „Windows 12“-Zyklus warten zu müssen. Die Versionsnummer wird zur Nebensache, Hauptsache, die Hardware- und Service-Ökosysteme verkaufen sich gut. Das Betriebssystem als Lockvogel für teurere Abos und Geräte. Willkommen in der Zukunft.

Quellen:

  1. Windows 12 is Expected to Release In Late 2025 to Early 2026 – 9meters, Zugriff am April 17, 2025, https://9meters.com/technology/software/windows-12-is-expected-to-be-released-sometime-between-late-2025-and-early-2026
  2. What We Know About Windows 12: Latest Updates and Release Timeline – PC Outlet, Zugriff am April 17, 2025, https://pcoutlet.com/software/windows/what-we-know-about-windows-12
  3. Meet Windows 12 – FINALLY Revealed! – YouTube, Zugriff am April 17, 2025, https://www.youtube.com/watch?v=4X45j1FcLHk
  4. Windows 12 Release Date? – Microsoft Community, Zugriff am April 17, 2025, https://answers.microsoft.com/en-us/windows/forum/all/windows-12-release-date/9c60ea16-ceb7-43b9-9eeb-af65a0ce6081
  5. Windows 12 – What We Know So Far About Features, Design & Release – System Plus, Zugriff am April 17, 2025, https://system.plus/2025/03/24/system-plus-windows-12-what-we-know-so-far/
  6. What to Expect in Windows 12: Leaks, Rumors, and More | PCMag, Zugriff am April 17, 2025, https://www.pcmag.com/articles/what-to-expect-in-windows-12-leaks-rumors-and-more
  7. Windows 12 könnte bereits 2024 kommen – Watson, Zugriff am April 17, 2025, https://www.watson.ch/digital/windows/567029257-windows-12-koennte-bereits-2024-kommen
  8. New leak suggests Windows 12 is on the way, potentially in 2024, Zugriff am April 17, 2025, https://www.windowscentral.com/software-apps/windows-11/new-leak-suggests-windows-12-is-on-the-way-potentially-in-2024
  9. Windows 12 as far as i know? | Microsoft Community Hub, Zugriff am April 17, 2025, https://techcommunity.microsoft.com/discussions/windowsinsiderprogram/windows-12-as-far-as-i-know/4029886
  10. The 2024 Microsoft Product Roadmap – Redmond Channel Partner, Zugriff am April 17, 2025, https://rcpmag.com/Articles/2011/02/01/The-2011-Microsoft-Product-Roadmap.aspx?Page=2
  11. what will be the windows 12 requirements. – Microsoft Community, Zugriff am April 17, 2025, https://answers.microsoft.com/en-us/windows/forum/all/what-will-be-the-windows-12-requirements/a862e640-28c1-434d-9b62-f234e3ca40f2
  12. BAD NEWS – Windows 12 Delayed? Here’s When to Expect It! – YouTube, Zugriff am April 17, 2025, https://www.youtube.com/watch?v=Kt2LyZRMBa8
  13. Windows 12 coming out in 2027? – Reddit, Zugriff am April 17, 2025, https://www.reddit.com/r/windows/comments/1i681n3/windows_12_coming_out_in_2027/
  14. Microsoft’s Secret Windows 12 Plans – What They’re Not Telling You! – YouTube, Zugriff am April 17, 2025, https://www.youtube.com/watch?v=UVMNHksMFXs
  15. Microsoft’s next major Windows 11 update could bring the biggest AI upgrade yet, Zugriff am April 17, 2025, https://www.techradar.com/computing/windows/microsofts-next-major-windows-11-update-could-bring-the-biggest-ai-upgrade-yet
  16. Microsoft’s ‚Centaurus‘ device is yet another potential piece of its Chromebook-compete strategy | ZDNET, Zugriff am April 17, 2025, https://www.zdnet.com/article/microsofts-centaurus-device-is-yet-another-potential-piece-of-its-chromebook-compete-strategy/
  17. Windows 12: Everything we know about the next version of Windows …, Zugriff am April 17, 2025, https://www.windowscentral.com/software-apps/windows-11/windows-12-ai-new-ui-features-and-everything-else-we-know-so-far
  18. Windows 11 2024 Update: What you need to know about version …, Zugriff am April 17, 2025, https://www.windowscentral.com/software-apps/windows-11/windows-11-version-24h1-changelog-release-date-features-ai-2024-update
  19. Who can say what features will be in windows 12 and when it will be – Microsoft Community, Zugriff am April 17, 2025, https://answers.microsoft.com/en-us/windows/forum/all/who-can-say-what-features-will-be-in-windows-12/66dc3312-7986-4dae-aae8-72ce683ff59a
  20. When is Windows 12 coming out.? – Microsoft Community, Zugriff am April 17, 2025, https://answers.microsoft.com/en-us/windows/forum/all/when-is-windows-12-coming-out/04552be9-2b44-4876-acf3-4d90feabb47e
  21. Windows 11 Version 24H2 kommt, aber kein Windows 12 in …, Zugriff am April 17, 2025, https://www.borncity.com/blog/2024/02/10/windows-11-version-24h2-kommt-aber-kein-windows-12-in-2024/
  22. Windows 11, version 24H2 – Wikipedia, Zugriff am April 17, 2025, https://en.wikipedia.org/wiki/Windows_11,_version_24H2
  23. Windows 11, version 24H2 known issues and notifications | Microsoft Learn, Zugriff am April 17, 2025, https://learn.microsoft.com/en-us/windows/release-health/status-windows-11-24h2
  24. Exploring the New Features of Microsoft’s Major Windows 11 Update | Hudson Valley Host, Zugriff am April 17, 2025, https://hudsonvalleyhost.com/blog/exploring-the-new-features-of-microsofts-major-windows-11-update/
  25. Windows 10 PC can’t be upgraded? You have 5 options and 6 months to take action, Zugriff am April 17, 2025, https://www.zdnet.com/article/windows-10-pc-cant-be-upgraded-you-have-5-options-and-6-months-to-take-action/
  26. Why is microsoft windows naming all over the place? : r/pcmasterrace – Reddit, Zugriff am April 17, 2025, https://www.reddit.com/r/pcmasterrace/comments/1gfq66o/why_is_microsoft_windows_naming_all_over_the_place/
  27. General Naming Conventions – Framework Design Guidelines – Learn Microsoft, Zugriff am April 17, 2025, https://learn.microsoft.com/en-us/dotnet/standard/design-guidelines/general-naming-conventions
  28. Define your naming convention – Cloud Adoption Framework – Learn Microsoft, Zugriff am April 17, 2025, https://learn.microsoft.com/en-us/azure/cloud-adoption-framework/ready/azure-best-practices/resource-naming
  29. Naming conventions for computers – Microsoft Q&A, Zugriff am April 17, 2025, https://learn.microsoft.com/en-us/answers/questions/2195339/naming-conventions-for-computers
  30. Naming Guidelines – Framework Design Guidelines | Microsoft Learn, Zugriff am April 17, 2025, https://learn.microsoft.com/en-us/dotnet/standard/design-guidelines/naming-guidelines
  31. Naming Files, Paths, and Namespaces – Win32 apps | Microsoft Learn, Zugriff am April 17, 2025, https://learn.microsoft.com/en-us/windows/win32/fileio/naming-a-file
  32. Windows Coding Conventions – Win32 apps | Microsoft Learn, Zugriff am April 17, 2025, https://learn.microsoft.com/en-us/windows/win32/learnwin32/windows-coding-conventions

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