Ein Abgesang auf Skype: Eine Reise von der Geburt bis zum Schuss

Letzte Aktualisierung am März 4, 2025

Ach, Skype, du armes, digitales Wrack. Einst strahltest du hell am VoIP-Himmel, die Verheißung kostenloser Anrufe in alle Welt auf deinen digitalen Lippen. Du warst der Rebell, der die Telefonindustrie das Fürchten lehrte, der Pionier, der Omas und Enkeln gleichermaßen das Video-Chatten beibrachte. Doch nun liegst du da, von Microsoft kaltblütig entsorgt, ein weiteres Opfer im schnelllebigen Technologie-Dschungel.

Um die Tragweite deines Niedergangs zu verstehen, werfen wir einen Blick zurück in die graue Vorzeit der Videotelefonie. Bereits in den 1920er Jahren gab es erste Versuche, bewegte Bilder über Telefonleitungen zu übertragen1. Stell dir vor, Skype: klobige Apparate, verrauschte Bilder, und das alles in Schwarzweiß! Du hingegen warst modern, (meistens) benutzerfreundlich und in Farbe – zumindest meistens.

Lass uns ein letztes Mal in Erinnerungen schwelgen und mit einem bitterbösen Grinsen deine glorreiche Geschichte Revue passieren lassen, von den ersten Gehversuchen bis zum finalen Todesstoß.

Die glorreichen Anfänge: Ein Stern am VoIP-Himmel

Geboren im Jahr 2003, aus den genialen Köpfen der Schweden Niklas Zennström und Janus Friis 2, warst du, Skype, ein Kind der Peer-to-Peer-Revolution. Deine estnischen Entwickler 2 hatten die Technologie hinter Kazaa, dem damaligen Schrecken der Musikindustrie, genutzt, um eine Software zu schaffen, die Sprachdaten über das Internet schickte – kostenlos5!

Die Welt war begeistert. Endlich konnte man mit Freunden und Familie in Übersee plaudern, ohne ein Vermögen für Telefonrechnungen auszugeben. Du warst der Liebling der Studenten, der Expats und aller, die den grenzenlosen Austausch suchten6. Deine Benutzeroberfläche war simpel, deine Sprachqualität (meistens) klar, und dein Name – eine Abkürzung von „Sky peer-to-peer“ 7 – wurde zum Synonym für Internettelefonie8.

Schon früh setzten deine Entwickler auf eine strategische Patentpolitik und meldeten Patente für ihr P2P-Kommunikationsprotokoll an5. Visionäre, die die Zukunft der Kommunikation erkannten! Oder einfach nur clevere Geschäftsleute, die ihre Technologie schützen wollten? Die Geschichte wird es zeigen – oder auch nicht, denn wer interessiert sich schon für Patente, wenn die Software selbst schon längst im digitalen Friedhof liegt?

Apropos Geschichte: Auch dein Logo durchlief eine interessante Entwicklung. Von Lila über verschiedene andere Farbvarianten fandest du schließlich zu deinem ikonischen Blau4. Eine wahre Odyssee der Corporate Identity!

Doch zurück zu deinen frühen Erfolgen. Besonders beliebt war die „Skype-to-Skype“-Anruffunktion, mit der Nutzer kostenlos miteinander telefonieren konnten, egal wo auf der Welt sie sich befanden9. Und für alle, die doch mal ein Festnetztelefon anrufen mussten, gab es SkypeOut – natürlich gegen Gebühr9. Geniale Geschäftsidee! Oder der Anfang vom Kommerz, der dich letztendlich zugrunde richten sollte?

Höhenflug und erster Absturz: eBay’s teurer Fehltritt

Dein Erfolg blieb nicht unbemerkt. Im Jahr 2005 schlug eBay zu und kaufte dich für schlappe 2,6 Milliarden Dollar2. Man träumte von Synergien, von integrierten Video-Chats zwischen Käufern und Verkäufern. Doch die eBay-Community blieb skeptisch. Wer wollte schon sein Gesicht zeigen, wenn man auch anonym über Textnachrichten feilschen konnte10?

Bis 2008 verzehnfachte sich deine Nutzerzahl auf 405 Millionen11. Ein rasanter Aufstieg! Doch der Höhenflug war nur von kurzer Dauer.

Die Ehe war zum Scheitern verurteilt. eBay hatte sich mit dir, Skype, ein teures Spielzeug gekauft, das nicht so recht ins Portfolio passte1. Interne Spannungen, Managementwechsel 4 und der Flop des Streaming-Dienstes Joost, auf den sich die Gründer nach dem Verkauf stürzten, taten ihr Übriges4. Im Jahr 2009 verkaufte eBay dich schließlich weiter – und machte dabei, entgegen der landläufigen Meinung, sogar einen Gewinn12. Tja, so kann man sich irren!

Doch wer sollte dich nun retten? Ein neuer Player betrat die Bühne, ein Gigant mit einer Vorliebe für teure Akquisitionen…

Microsoft’s Umarmung: Der Anfang vom Ende?

Dein neuer Retter in der Not: Microsoft. Der Softwaregigant blätterte im Jahr 2011 stolze 8,5 Milliarden Dollar für dich hin, die bis dato größte Akquisition des Unternehmens2. Man wollte dich in die Windows-Welt integrieren, dich zum Herzstück der Kommunikation im mobilen Zeitalter machen13.

Ironischerweise warst du, Skype, einst der große Disruptor der Telekommunikationsbranche9. Nun wurdest du selbst von neueren, agileren Plattformen überholt14. Tja, so ist das Leben im digitalen Dschungel: Wer rastet, der rostet.

Microsoft hatte schon immer ein Händchen dafür, erfolgreiche Produkte zu kaufen und dann langsam, aber sicher zu Tode zu optimieren. Du wurdest in die Office-Division integriert, mit Lync und Windows Live Messenger verschmolzen, bis du schließlich als Skype for Business im Business-Umfeld landeten2. Windows Live Messenger, einst Microsofts eigener Messaging-Dienst, wurde im Jahr 2013 zugunsten von Skype eingestellt15. Ein Zeichen deiner damaligen Stärke! Oder der Anfang vom Ende, als Microsoft begann, seine eigenen Produkte über dich zu stellen?

Für kurze Zeit warst du in aller Munde. Der Begriff „Skypen“ wurde zum Verb, du tauchtest in Popkultur und Medien auf16. Deine Sternstunde! Doch der Ruhm war flüchtig…

Kontroversen und Kritik

Dein Weg war nicht immer einfach, Skype. Schon früh wurdest du von Netzwerkadministratoren in Unternehmen, Behörden und Bildungseinrichtungen blockiert17. Man fürchtete deinen exzessiven Bandbreitenverbrauch und deine Sicherheitslücken. Ein Skandal! Oder einfach nur die Angst der Mächtigen vor einer Technologie, die sie nicht kontrollieren konnten?

Der Todesstoß: Zoom, Teams und die Pandemie

Die Welt veränderte sich. Smartphones wurden allgegenwärtig, mobile Messenger wie WhatsApp und FaceTime eroberten den Markt14. Die Pandemie brachte dann den endgültigen Todesstoß: Zoom. Plötzlich saßen alle in virtuellen Meetings, und du, Skype, warst nicht eingeladen15. Eine verpasste Chance! Hättest du die Zeichen der Zeit erkannt, wärst du vielleicht heute noch relevant.

Microsoft hatte derweil längst ein neues Lieblingsspielzeug gefunden: Teams. Mit ähnlichen Funktionen wie du, aber besser integriert in die Microsoft-Welt, stahl dir Teams die Show18. Deine Nutzerzahlen schrumpften, von einst über 300 Millionen im Jahr 2016 auf magere 36 Millionen im Jahr 202315. In den letzten Jahresberichten von Microsoft wurdest du gar nicht mehr erwähnt20. Ignoriert und vergessen!

Wer benutzt Skype überhaupt noch?

Tja, wer benutzt dich eigentlich noch, Skype? Hauptsächlich die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen, so die Statistiken19. Dazu gesellen sich ein paar Softwareentwickler und IT-Spezialisten, die dich wohl aus Gewohnheit oder Nostalgie nutzen22. Und natürlich die hartgesottenen Fans, die sich standhaft weigern, auf Teams umzusteigen.

Die meisten Aktivitäten finden übrigens mittags an Werktagen statt21. Vermutlich die einsamen Seelen, die in ihrer Mittagspause verzweifelt versuchen, jemanden zum Skypen zu finden.

Das Ende einer Ära: Ein sarkastischer Abschiedsgruß

Nun ist es also soweit. Microsoft zieht den Stecker. Du, Skype, wirst in den digitalen Orkus verbannt, ein weiteres Opfer der gnadenlosen Tech-Industrie. Deine Nutzer sollen brav zu Teams wechseln, wo sie ihre alten Chats und Kontakte wiederfinden – wenn sie Glück haben15.

Was bleibt, ist die Erinnerung an eine Zeit, in der du, Skype, die Welt verändert hast. Du hast uns gezeigt, dass Kommunikation grenzenlos sein kann, dass man mit Menschen auf der ganzen Welt in Verbindung treten kann, ohne dafür ein Vermögen auszugeben.

Doch die Welt dreht sich weiter, und du bist nicht mehr Teil davon. Ruhe in Frieden, Skype. „Endlich hat Microsoft das getan, was wir alle schon lange erwartet haben.“ 8

Schlussfolgerung: Ein Blick in die digitale Zukunft

Der Fall Skype zeigt die Dynamik und Schnelllebigkeit der Technologiebranche. Was heute noch revolutionär ist, kann morgen schon Schnee von gestern sein. Microsoft’s Entscheidung, Skype zugunsten von Teams einzustellen, mag zwar hart erscheinen, ist aber aus strategischer Sicht nachvollziehbar.

Teams bietet eine umfassendere Plattform für die moderne Kommunikation, mit integrierten Funktionen für Zusammenarbeit, Videokonferenzen und Dateifreigabe. Die Konsolidierung der Dienste in einer einzigen Plattform vereinfacht die Benutzererfahrung und ermöglicht es Microsoft, Ressourcen effizienter zu nutzen.

Der Abschied von Skype ist auch ein Zeichen für den Wandel in der Arbeitswelt. Remote-Arbeit und virtuelle Teams sind zur Norm geworden, und die Anforderungen an Kommunikationstools haben sich entsprechend geändert. Teams ist besser gerüstet, um diesen Anforderungen gerecht zu werden, mit Funktionen wie Echtzeit-Transkription, intelligenten Meeting-Zusammenfassungen und KI-gestützten Einblicken.

Microsoft hat übrigens eine gewisse Tradition darin, erfolgreiche Produkte zu kaufen und dann durch eigene Lösungen zu ersetzen. Erinnern wir uns an Hotmail, das 1997 von Microsoft übernommen und 2003 durch Outlook ersetzt wurde10. Geschichte wiederholt sich eben doch!

AspektSkypeMicrosoft Teams
Gründung20032017
FokusInternettelefonie und VideoanrufeZusammenarbeit und Kommunikation im Team
IntegrationEingeschränktVollständig in Microsoft 365 integriert
NutzerzahlenRückläufigStark wachsend
ZukunftEingestelltZukunftsorientierte Plattform

Skype mag zwar Geschichte sein, aber die Lektionen, die wir aus seinem Aufstieg und Fall lernen können, sind wertvoll für die Zukunft der digitalen Kommunikation. Es bleibt die Frage: Welches einst gefeierte Produkt wird Microsoft als nächstes in seine unendlichen Weiten assimilieren und dann langsam, aber sicher in den digitalen Orkus verbannen? Man darf gespannt sein!

Quellen:

1. Skype | Video Calling, VoIP & Messaging Software | Britannica, Zugriff am März 3, 2025, https://www.britannica.com/technology/Skype

2. Skype – Wikipedia, Zugriff am März 3, 2025, https://en.wikipedia.org/wiki/Skype

3. www.google.com, Zugriff am März 3, 2025, https://www.google.com/search?q=Skype+founders

4. A Brief History of Skype – the peer to peer messaging service – DSP Blog, Zugriff am März 3, 2025, https://content.dsp.co.uk/history-of-skype

5. Nordic inventions: Skype and its patented communication technology – PatentRenewal.com, Zugriff am März 3, 2025, https://www.patentrenewal.com/post/nordic-inventions-skype-and-its-patented-communication-technology

6. The Rise and Fall of Skype: Who Still Uses It? – Grants Pass Tribune, Zugriff am März 3, 2025, https://www.grantspasstribune.com/the-rise-and-fall-of-skype-who-still-uses-it/

7. Skype Technologies – Wikipedia, Zugriff am März 3, 2025, https://en.wikipedia.org/wiki/Skype_Technologies

8. Microsoft to shut down Skype in May after nearly two decades – The New Indian Express, Zugriff am März 3, 2025, https://www.newindianexpress.com/business/2025/Feb/28/microsoft-to-shut-down-skype-in-may-after-nearly-two-decades

9. SKYPE: FROM DISRUPTOR TO LEGACY – TRACING THE EVOLUTION OF A COMMUNICATION GIANT AND ITS UNCERTAIN FUTURE | Trader – Vocal Media, Zugriff am März 3, 2025, https://vocal.media/trader/skype-from-disruptor-to-legacy-tracing-the-evolution-of-a-communication-giant-and-its-uncertain-future

10. Was The Skype Acquisition A Good Deal For Microsoft? – Ansarada, Zugriff am März 3, 2025, https://www.ansarada.com/blog/skype-acquisition

11. Microsoft Is Retiring Skype, Moving Users to Microsoft Teams | Entrepreneur, Zugriff am März 3, 2025, https://www.entrepreneur.com/business-news/microsoft-is-retiring-skype-moving-users-to-microsoft-teams/487758

12. Throwback: 22 Years of Skype (Premium) – Thurrott.com, Zugriff am März 3, 2025, https://www.thurrott.com/cloud/microsoft-consumer-services/skype/317967/throwback-22-years-of-skype

13. Skype to shut 14 years after Microsoft’s $8.5 billion purchase | The Seattle Times, Zugriff am März 3, 2025, https://www.seattletimes.com/business/skype-to-shut-14-years-after-microsofts-8-5-billion-purchase/

14. Microsoft Hangs Up on Skype After 20 Years, Pushing Users to Teams – Finance Magnates, Zugriff am März 3, 2025, https://www.financemagnates.com/trending/microsoft-hangs-up-on-skype-after-20-years-pushing-users-to-teams/

15. Microsoft is shutting down Skype after buying it 14 years ago for $8.5 billion – CBS News, Zugriff am März 3, 2025, https://www.cbsnews.com/news/microsoft-shutting-down-skype-teams/

16. End of an era: Microsoft to shut down Skype, shifting users to Teams, 14 years after $8.5B deal – GeekWire, Zugriff am März 3, 2025, https://www.geekwire.com/2025/end-of-an-era-microsoft-to-shut-down-skype-shifting-users-to-teams-14-years-after-8-5b-deal/

17. Skype – Internet voice calls – The History of Domain Names, Zugriff am März 3, 2025, https://historyofdomainnames.com/skype-the-history-of-domain-names/

18. The Rise and Decline of Skype. However, despite its early success… | by Its Aman Yadav – Medium, Zugriff am März 3, 2025, https://medium.com/@itsamanyadav/launched-in-2003-by-a-group-of-nordic-and-estonian-entrepreneurs-skype-quickly-became-synonymous-c2e31b600578

19. en.as.com, Zugriff am März 3, 2025, https://en.as.com/latest_news/goodbye-to-skype-soon-this-is-the-exact-date-on-which-the-video-calling-platform-will-cease-operating-n/#:~:text=Skype%20user%20numbers%20plummet%20from%20nine%2Dfigure%20high&text=However%2C%20Microsoft’s%20decision%20to%20discontinue,fallen%20to%20around%2036%20million.

20. Why Microsoft is killing off Skype and sending it to the tech graveyard | Morningstar, Zugriff am März 3, 2025, https://www.morningstar.com/news/marketwatch/20250228296/why-microsoft-is-killing-off-skype-and-sending-it-to-the-tech-graveyard

21. Skype Statistics 2024 By Country, Devices, Users, Industry and Market Share, Zugriff am März 3, 2025, https://www.enterpriseappstoday.com/stats/skype-statistics.html

22. Skype Statistics 2025(How Many People Use Skype?) – TechJury, Zugriff am März 3, 2025, https://techjury.net/blog/skype-statistics/

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