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IRC wirkt heute wie ein Relikt aus einer anderen Internet-Ära: reine Textkanäle, Slash-Kommandos, Nicknames, Bots. Und trotzdem ist Internet Relay Chat (IRC) nicht verschwunden. Es ist nur kleiner geworden – und hat sich technisch und kulturell angepasst. In diesem Beitrag schauen wir uns an, was IRC eigentlich ist, wie es entstand, welche Rolle mIRC und DCC-Transfers spielen und warum IRC 2025 für manche Menschen und Projekte weiterhin sinnvoll ist.
Was ist IRC?
IRC steht für Internet Relay Chat und bezeichnet ein offenes Chat-Protokoll. Es ist kein einzelner Dienst wie Discord oder Slack, sondern ein Standard, den unterschiedliche Server, Netzwerke und Clients implementieren.
Das Grundprinzip:
- Du nutzt einen IRC-Client (Software wie mIRC, HexChat, irssi, weechat, TheLounge u. a.).
- Du verbindest dich zu einem Server (oft Teil eines größeren Netzwerks).
- Du trittst Channels bei (z. B.
#linux,#help) oder schreibst Privatnachrichten. - Kommunikation ist textbasiert, schnell, ressourcenschonend und sehr direkt.
Typische Befehle:
/nick NeuerName– Nickname ändern/join #channel– Channel betreten/msg nick text– Privatnachricht senden/quit– Verbindung beenden
Kurze Geschichte: Von 1988 bis zum frühen Internet-Mainstream
IRC wurde 1988 entwickelt, in einer Zeit, in der „Realtime-Chat“ noch keine Selbstverständlichkeit war. In den 90ern und frühen 2000ern war IRC für viele Tech-Communities der Standard: Support, Smalltalk, Projektkoordination, Szene-Kultur.
Dann kam die Verschiebung:
- Webbasierte Messenger machten Chat „klickbar“ und einfacher.
- Plattformen wie Skype, später WhatsApp/Telegram, dann Slack/Discord reduzierten Einstiegshürden.
- IRC blieb – aber zunehmend als Nische für Menschen, die Offenheit, Kontrolle und Minimalismus schätzen.
Warum IRC so lange überlebt
IRC hat Eigenschaften, die im Plattformzeitalter wieder interessant werden können:
1) Offen statt „Walled Garden“
Du bist nicht an einen Anbieter gebunden. Netzwerke können unabhängig betrieben werden, Clients sind austauschbar.
2) Extrem leichtgewichtig
IRC läuft auf alter Hardware, über schlechte Verbindungen, sogar rein im Terminal. Für viele Admins und Entwickler ist das ein Feature.
3) Automatisierbarkeit
Bots sind im IRC-Ökosystem traditionell stark: Logging, Notifications, Moderation, Build-Benachrichtigungen, kleine Tools.
4) Kultur und Beständigkeit
Manche Communities existieren seit Jahrzehnten. IRC ist für sie nicht „alt“, sondern „bewährt“.
mIRC: Der Windows-Klassiker
Wenn man über IRC spricht, fällt sehr schnell mIRC. Der Client war (und ist) unter Windows populär, weil er früh komfortable Bedienung, Scripting und Erweiterbarkeit bot.
Was mIRC auszeichnet:
- Windows-Client mit GUI, vielen Komfortfunktionen
- Scripting (mSL) für Automatisierung, Aliase, kleine Tools, Bots
- Gute Unterstützung klassischer IRC-Workflows
- In der Szene historisch stark verbreitet
mIRC steht stellvertretend für die Zeit, in der IRC für viele der Einstieg in Online-Communities war – inklusive Chat, Mini-Games, Bot-Kommandos und „Channel-Leben“.
Dateiübertragung in IRC: DCC Send/Get (Direct Client-to-Client)
Ein wichtiger Punkt, der oft vergessen wird: IRC war nie „nur Chat“. Sehr verbreitet waren (und sind) Dateiübertragungen – technisch meist über DCC.
Was ist DCC?
DCC steht für Direct Client-to-Client. Die Idee:
- Über IRC wird der Transfer „ausgehandelt“.
- Die eigentliche Datei wird dann direkt zwischen zwei Clients übertragen – also Peer-to-Peer, ohne dass sie über den IRC-Server läuft.
Bekannt sind vor allem:
- DCC SEND (senden)
- DCC GET (empfangen)
Warum das 2025 relevant ist – und auch problematisch
DCC ist funktional, aber hat in modernen Netzen Nachteile:
- NAT/Firewall-Probleme: Direkte Verbindungen funktionieren nicht immer zuverlässig.
- IP-Preisgabe: Der Kommunikationspartner sieht deine IP (je nach Setup).
- Sicherheitsaspekt: Klassische DCC-Transfers sind oft nicht standardmäßig verschlüsselt. Damit sind sie aus Datenschutz- und Sicherheitsgründen 2025 nicht mehr „Best Practice“.
Realität 2025:
Viele Nutzer nutzen für Dateien lieber sichere Uploads (z. B. Projektserver, Cloud-Link, interne Tools) statt DCC. DCC ist damit weniger Mainstream, aber als Feature in Clients wie mIRC weiterhin präsent – vor allem in alten Workflows und geschlossenen Communities.
Technische Realität 2025: Was sich verändert hat
IRC ist nicht komplett stehen geblieben. Die größten Entwicklungen laufen unter dem Stichwort IRCv3 (Erweiterungen und Modernisierung des Protokolls). Wichtig ist: IRCv3 ist kein „neues IRC“, sondern eine Sammlung moderner Features, die Server und Clients nach und nach umsetzen.
Typische Modernisierungen, die man heute häufiger sieht:
- TLS (verschlüsselte Serververbindung) statt Klartext-Verbindung
- SASL/Auth für sauberere Authentifizierung
- Message-Tags, bessere Metadaten, teils History-Ansätze (je nach Netzwerk/Server)
Außerdem haben sich Nutzungsmodelle etabliert, die das alte „du musst permanent online sein“ entschärfen:
- Bouncer (z. B. ZNC): Der Bouncer bleibt verbunden und „puffert“ Nachrichten.
- Cloud-/Web-Lösungen: Manche Dienste bieten IRC als „immer online“-Erlebnis mit Sync und Push-ähnlichem Komfort.
Wer nutzt IRC 2025 – und wofür?
IRC 2025 ist keine Massenplattform. Aber es wird genutzt, vor allem in klaren Segmenten:
Open-Source und Tech-Communities
- Projektkanäle, Support, Koordination
- Bots für CI/CD-Events, Git-Notifications, Monitoring
Nischen-Communities
- Retro-Computing, alte Szene-Strukturen
- Beständige Gruppen, die „ihren“ Channel seit Jahren pflegen
Datensparsame Nutzer
- Menschen, die weniger Plattformbindung wollen
- Minimalistische Kommunikation ohne Social-Feed-Mechanik
Admins/Power-User
- Terminal-Workflows, SSH, low-bandwidth, klare Strukturen
IRC ausprobieren: So startest du heute sinnvoll
Wenn du IRC 2025 testen willst, mach es nicht wie 2003 – „Port 6667, Hauptsache verbunden“. Besser so:
- Client wählen
- Windows: mIRC (klassisch), alternativ moderne Clients
- Terminal: irssi, weechat
- Web: TheLounge (Selfhost), andere Webclients
- Netzwerk/Server wählen
- Nimm ein Netzwerk, das zu deinem Thema passt (Open Source, Gaming, etc.)
- Sicher verbinden
- Nutze wenn möglich TLS
- Nutze Authentifizierung (Account/SASL), wenn verfügbar
- Dateitransfers bewusst handhaben
- DCC nur, wenn du weißt, was du tust
- Für Dateien lieber sichere Links/Projektinfrastruktur verwenden
Warum IRC heute interessant sein kann (und wann nicht)
IRC lohnt sich, wenn du…
- eine Community suchst, die seit Jahren stabil läuft
- minimalistische, schnelle Kommunikation magst
- Bots und Automatisierung schätzt
- Plattformabhängigkeit vermeiden willst
IRC lohnt sich weniger, wenn du…
- moderne Features wie Threads, Reactions, Dateivorschau, integrierte Calls erwartest
- „Onboarding ohne Erklärung“ brauchst
- große, dynamische Mainstream-Communities suchst
IRC ist 2025 Nische – aber nicht tot
IRC ist 2025 kein Massenphänomen, aber es ist auch nicht „tot“. Es existiert dort weiter, wo Offenheit, Leichtgewichtigkeit, Tradition und Tooling zählen. mIRC ist dabei als Windows-Client weiterhin ein Symbol dieser Welt – inklusive klassischer Features wie DCC, die heute allerdings mit mehr Vorsicht genutzt werden sollten.
Wer IRC versteht, versteht nebenbei auch ein Stück Internetgeschichte – und sieht, wie viel von moderner Online-Kommunikation eigentlich auf alten Prinzipien aufbaut.
FAQ:
Ist IRC legal?
Ja. IRC ist ein Kommunikationsprotokoll. Wie bei jeder Plattform ist entscheidend, was du dort tust.
Kann man IRC verschlüsseln?
Die Verbindung zum Server häufig ja (TLS). Ende-zu-Ende ist nicht „standardmäßig IRC“, kann aber über zusätzliche Verfahren/Plugins/Bridges in bestimmten Setups möglich sein.
Gibt es IRC noch ohne Clients?
Ja, viele Netzwerke bieten Webclients, und es gibt Cloud-/Bouncer-Lösungen.
Ist DCC sicher?
Nicht automatisch. Klassisches DCC kann unverschlüsselt sein und ist 2025 eher etwas für kontrollierte Situationen als für „mal eben“.

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