Nachfolger von Google Glass: Warum Googles neue AR-Brillen diesmal mehr Chancen haben

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Google versucht es noch einmal: Ab 2026 sollen neue Smartglasses erscheinen, die als geistige Nachfolger von Google Glass gelten und auf der frischen Android-XR-Plattform laufen. Anders als damals ist Google diesmal nicht allein unterwegs – sondern in einem starken Ökosystem mit Samsung, Qualcomm und mehreren Brillen- und Tech-Partnern. (WinFuture)

In diesem Artikel schauen wir uns an, was konkret geplant ist, wie sich die Geräte einordnen lassen und warum dieser Anlauf deutlich realistischer wirkt als die Google-Glass-Ära.


Android XR: Googles neue Basis für XR, AR und Smartglasses

Mit Android XR stellt Google eine Plattform vor, die das werden soll, was Android für Smartphones ist: eine einheitliche Basis für Headsets, Smartglasses und andere XR-Geräte. (eu.36kr.com)

Die wichtigsten Punkte:

  • Android XR basiert technisch auf Android, ist aber konsequent auf räumliche Interaktion ausgelegt (Blick, Gesten, Sprache).
  • Google positioniert die Plattform als „Spektrum von Geräten“: vom schweren Headset bis zur leichten Brille für den Alltag. (eu.36kr.com)
  • Partner der ersten Stunde: Samsung (Hardware), Qualcomm (Chips) sowie mehrere Brillenmarken und XR-Spezialisten wie Xreal, Lynx und Magic Leap. (Xpert.Digital – Konrad Wolfenstein)

Damit verabschiedet man sich von Insellösungen: Apps, Dienste und KI-Funktionen sollen auf möglichst vielen Geräten laufen – ähnlich wie heute Android-Apps auf Smartphones, Tablets und TVs.


Die neuen Google-Smartglasses: Zwei Modelle für 2026

Laut den bisherigen Informationen plant Google für 2026 mindestens zwei eigene Brillenmodelle auf Basis von Android XR, die auch im WinFuture-Artikel thematisiert werden. (WinFuture)

1. Audio-Smartglasses ohne Display

  • Fokus auf Sprachsteuerung und Audio statt Display.
  • Brille mit integriertem Mikrofon-Array und Lautsprechern, dazu Kamera und Sensoren zur Umgebungswahrnehmung. (eu.36kr.com)
  • Interaktion primär über Google Gemini: Navigation, Benachrichtigungen, Musik, Anrufe, Foto-/Video-Schnappschüsse.

Damit konkurriert Google direkt mit Produkten wie Metas Ray-Ban-Brille – aber mit deutlich stärkerer Android- und Google-Integration.

2. Smartglasses mit MicroLED-Display

  • Klassische AR-Brille mit hochauflösendem MicroLED-Display im Glas. (eu.36kr.com)
  • Einblendung von Navigation, Kontextinfos, Übersetzungen oder Hinweisen direkt im Sichtfeld.
  • Design in Kooperation mit Fashion-Marken wie Warby Parker und Gentle Monster, weitere Partner wie Kering Eyewear sind geplant. (eu.36kr.com)

Diese Geräte zielen auf Nutzerinnen und Nutzer, die ihre Brille tatsächlich den ganzen Tag tragen – also nicht nur Gaming oder Experimente, sondern Alltags-Use-Cases.


Samsung Galaxy XR: Das „große“ Headset als Speerspitze

Bevor Googles eigene Brillen kommen, macht Samsung schon 2025 den Anfang mit dem Galaxy XR-Headset – ebenfalls auf Basis von Android XR. (Samsung Global Newsroom)

Ein paar Eckdaten aus den bisherigen Infos:

  • Mixed-Reality-Headset mit hochauflösenden Micro-OLED-Displays, vergleichbar mit der Apple Vision Pro. (DER STANDARD)
  • Chip: Snapdragon XR2+ Gen 2, optimiert für XR und KI-Anwendungen.
  • 16 GB RAM, 256 GB Speicher, Wi-Fi 7, Bluetooth 5.4, Akkulaufzeit um 2,5 Stunden. (Samsung Global Newsroom)
  • Verkaufsstart zunächst in den USA und Südkorea, Europa dürfte nachziehen. (Samsung Global Newsroom)

Das Headset zeigt, wohin die Reise geht: XR soll nicht nur Spielerei sein, sondern eine ernsthafte Plattform für Arbeit, Entertainment und Kommunikation.


Smartglasses vs. Headset: Wofür ist was gedacht?

Die neue Generation an Geräten lässt sich grob in drei Kategorien einteilen: (Xpert.Digital – Konrad Wolfenstein)

  1. XR-Headsets (z. B. Samsung Galaxy XR, Apple Vision Pro)
    • Volle Immersion, großes Sichtfeld, starkes Passthrough.
    • Ideal für Gaming, produktives Arbeiten mit mehreren virtuellen Bildschirmen, intensive 3D-Anwendungen.
    • Nachteil: groß, auffällig, eher nichts für unterwegs.
  2. Smartglasses mit Display
    • Sehen fast wie normale Brillen aus, blenden aber Infos ins Sichtfeld ein.
    • Typische Use-Cases: Navigation, Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Benachrichtigungen, AR-Overlays.
    • Weniger Rechenleistung als Headsets, dafür alltagstauglich.
  3. Audio-Brillen ohne Display
    • Fokus auf KI-Assistent, Telefonie, Musik, Benachrichtigungen.
    • Funktionieren wie „unsichtbare Earbuds mit Kamera und Sensorik“, nur eben in Brillenform.
    • Spannend, wenn man ständig Zugriff auf einen Assistenten wie Gemini haben möchte.

Google und Samsung decken gemeinsam alle drei Segmente ab – vom High-End-Headset bis zur schlanken Brille.


Was können die neuen AR-Brillen konkret?

Aus den bisherigen Ankündigungen und Demos lassen sich einige typische Szenarien ableiten: (Samsung Global Newsroom)

  • Navigation in 3D
    Wegbeschreibungen erscheinen als Pfeile im Sichtfeld, entweder im Headset oder auf der Brille – inklusive Empfehlungen aus Google Maps.
  • Live-Übersetzungen
    Untertitel im Sichtfeld, gesprochene Sprache wird direkt übersetzt; gerade in Verbindung mit Audio-Brillen besonders spannend.
  • Kontextinfos zu Objekten
    „Was sehe ich gerade?“: Die KI erkennt Gebäude, Produkte oder Gegenstände und liefert Infos – z. B. via Circle to Search in XR.
  • Virtuelles Heimkino
    YouTube, Google TV oder andere Streaming-Apps laufen in einem großen virtuellen Bildschirm, der im Raum schwebt.
  • Produktives Arbeiten
    Mehrere virtuelle Monitore, Remote-Meetings in XR, 3D-Visualisierung von Modellen oder Daten.

Viele dieser Funktionen gibt es bereits in Ansätzen – aber Android XR soll sie auf eine gemeinsame Plattform bringen, mit besseren Tools für Entwickler.


Das Ökosystem: Partner, Apps und Entwickler

Spannend wird das Ganze vor allem durch das Ökosystem, das Google um Android XR baut: (Xpert.Digital – Konrad Wolfenstein)

  • Hardware-Partner: Samsung, Sony, Lynx, Xreal, Magic Leap und weitere.
  • Brillen- und Fashion-Partner: Gentle Monster, Warby Parker, perspektivisch Kering Eyewear.
  • Software- und App-Seite: Google-Dienste wie YouTube, Google TV, Google Photos, Google Maps Immersive View, Chrome und Google Meet werden XR-optimiert.

Für Entwickler bietet Google einen relativ einfachen Einstieg:

  • Unterstützung für UnityOpenXRWebXR und klassische Android-Tools wie Android Studio.
  • Viele bestehende Android-Apps sollen ohne großen Anpassungsaufwand auf Android XR laufen.
  • Mit Jetpack-XR-APIs können Entwickler vertraute Android-Konzepte nutzen und ihre Apps auf XR ausweiten. (Xpert.Digital – Konrad Wolfenstein)

Kurz gesagt: Wer heute schon Android-Apps baut, hat gute Chancen, diese relativ schnell in die XR-Welt zu bringen.


Markttrends: Warum die Chancen besser stehen als zu Google-Glass-Zeiten

Smartglasses waren lange Nischenprodukte. Inzwischen sieht das anders aus: Der Markt wächst stark, insbesondere im Enterprise- und Industrieumfeld – aber zunehmend auch im Consumer-Segment. (Xpert.Digital – Konrad Wolfenstein)

Ein paar Punkte, warum der zweite Anlauf deutlich realistischer ist:

  • Bessere Hardware: Leichtere Brillen, effizientere Chips, MicroLED-Displays und bessere Kameras/Sensoren.
  • KI-Unterstützung: Assistenten wie Gemini können Kontext in Echtzeit verstehen – etwas, das Google Glass damals schlicht nicht leisten konnte.
  • Mehr Konkurrenz: Meta, Apple, Google, Samsung und andere treiben sich gegenseitig voran. Konkurrenz beschleunigt Innovation – und drückt langfristig Preise.
  • Gewachsene Use-Cases: Remote-Arbeit, Remote-Support, Navigation, Fitness, Medienkonsum – alles Bereiche, in denen XR heute viel relevanter ist als vor zehn Jahren.

Gleichzeitig warnt etwa eine Reihe von Studien und Kommentaren vor den Risiken: Datenschutz, permanente Überwachung durch Kameras und Mikrofone, mögliche soziale Isolation oder gesellschaftlicher Druck, „immer online“ zu sein. (Nau)

Diese Diskussion wird bei den neuen Google-Brillen definitiv wieder aufflammen – und ist diesmal mit Blick auf Alltagsbrillen noch relevanter.


Was bedeutet das für dich als Nutzer oder Admin?

Wenn du im IT- oder Tech-Umfeld unterwegs bist, solltest du Android XR und die neuen AR-Brillen auf dem Radar haben:

  • Für Unternehmen
    • Remote-Support, Schulungen, Wartung, Logistik und Fertigung sind klassische XR-Szenarien.
    • Mit Android XR sinkt die Einstiegshürde, weil sich vorhandenes Android-Know-how und Tools wiederverwenden lassen. (Xpert.Digital – Konrad Wolfenstein)
  • Für Entwickler
    • Spannende neue Plattform, die vieles von Android übernimmt, aber komplett neue UX-Muster erfordert (Blick, Gesten, Raum).
    • Wer heute beginnt, XR-Use-Cases zu prototypen, hat 2026 eventuell schon marktreife Produkte.
  • Für Endnutzer
    • 2025/2026 wird zum ersten echten Stresstest: Wollen Menschen wirklich mit Brille im Alltag herumlaufen, die Kamera und KI immer dabei haben?
    • Wenn ja, könnten Smartglasses das nächste „Smartphone-Moment“ einläuten – wenn nein, bleiben sie eine teure Nische.

Fazit: Der „Google-Glass-Nachfolger“ ist mehr als nur eine neue Brille

Der WinFuture-Artikel deutet es an: Die kommenden Google-Smartglasses sind nicht einfach ein einzelnes Gadget, sondern Teil einer größeren Strategie rund um Android XR und ein ganzes Ökosystem aus Headsets, Brillen, Diensten und Apps. (WinFuture)

Ob dieser Anlauf erfolgreicher wird als Google Glass, hängt am Ende von drei Dingen ab:

  1. Alltagstauglichkeit: Tragekomfort, Akku, Design.
  2. Mehrwert: Liefert die Brille im Alltag echten Nutzen – oder ist sie nur ein teures Spielzeug?
  3. Vertrauen: Wie ernst nehmen Google, Samsung und Co. Datenschutz und Transparenz?

Klar ist: 2026 / 2027 werden entscheidende Jahre für XR und Smartglasses – und Google ist diesmal nicht mehr der Exot mit einer futuristischen Datenbrille, sondern Teil eines großen, sehr ernst gemeinten Ökosystems.

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