Gefahr aus dem Netz: Jeder zweite Fakeshop wirbt auf Google und Meta

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Ware bezahlt, doch keine Lieferung – betrügerische Online-Shops locken ihre Opfer zunehmend über Werbung auf großen Internet-Plattformen. Eine Untersuchung der Verbraucherzentralen zeigt: Jeder zweite Fakeshop schaltet Anzeigen auf Google oder den sozialen Netzwerken von Meta, erreicht so Millionen Menschen und wiegt sie in falscher Sicherheit[1][2]. Verbraucherschützer schlagen Alarm, denn beinahe jede:r achte Online-Käufer:in in Deutschland ist in den letzten zwei Jahren auf einen solchen falschen Shop hereingefallen[1]. Die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert von den Technologiekonzernen mehr Verantwortung und drängt auf schärfere Maßnahmen, um Verbraucher vor der Betrugsmasche zu schützen[3].


Betrügerische Online-Shops nutzen bezahlte Anzeigen, um Kunden anzulocken – oft erscheinen sie als Werbung bei Google-Suchergebnissen oder in Social-Media-Feeds. Solche Fakeshops ähneln echten Online-Stores, liefern aber entweder minderwertige Waren oder überhaupt keine Produkte aus.[4][5]

Fakeshops schalten gezielt Werbung auf Google und Facebook

Ob Mode-Schnäppchen, Elektronik oder Spielzeug – Fake-Shops bieten online vermeintlich günstige Waren an, die sie in Wahrheit gar nicht liefern. Um an Kundschaft zu gelangen, setzen die Betrüger zunehmend auf Werbeanzeigen bei Google, Facebook oder Instagram. Laut vzbv-Analyse schalteten 50 Prozent der untersuchten Fakeshops Werbung auf mindestens einer dieser Plattformen[2]. Diese Anzeigen erscheinen beispielsweise als bezahlte Suchtreffer bei Google – oft ganz oben auf der Ergebnisseite – oder als gesponserte Posts im Social-Media-Newsfeed. So werden ahnungslose Verbraucher:innen gezielt auf die betrügerischen Seiten gelockt.

Die Reichweite dieser Fakeshop-Werbung ist enorm: Allein die fünf meistgesehenen Fake-Shops erzielten über 134 Millionen Anzeigenimpressionen bei Google[2]. Mit ihren professionell gestalteten Werbekampagnen haben die Betreiber also das Potenzial, Millionen Nutzer:innen anzusprechen[6]Besonders perfide: Weil die Werbung auf renommierten Plattformen läuft, erscheint das Angebot vielen Nutzern zunächst seriös. „Es ist inakzeptabel, wenn Fakeshops über Werbung bei Google, Facebook oder Instagram auf sich aufmerksam machen können und Verbraucher:innen so auf Betrug hereinfallen“, kritisiert vzbv-Vorständin Ramona Pop deutlich[7]. Mit solchen Anzeigen verschaffen sich Kriminelle ein Einfallstor ins Online-Shopping, ungehindert durch die bisherigen Kontrollmechanismen der Plattformen[8].

Tausende Opfer und Schäden in Millionenhöhe

Die Konsequenzen dieses Betrugs sind weitreichend. Einer repräsentativen Umfrage zufolge ist nahezu jede:r achte Online-Einkäufer:in (12 Prozent) in den vergangenen zwei Jahren auf einen Fake-Shop hereingefallen[1]. Noch weit mehr Menschen bemerkten zumindest Verdächtiges: 70 Prozent der Befragtengaben an, in diesem Zeitraum auf einen unseriös wirkenden Online-Shop gestoßen zu sein; über die Hälfte davon sogar mehrmals[9]. Die Zahlen der Verbraucherzentralen bestätigen den Trend: Allein im Jahr 2024 wurden über 10.000 Beschwerden über Fakeshops erfasst – ein Anstieg um 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr[10]. Und in den ersten drei Quartalen 2025 gingen bereits mehr als 8.000 Meldungen zu diesem Thema ein[10].

Ein Beispiel aus der Praxis: Zwei Betreiber von rund 30 Fakeshops wurden 2024 in Rostock verurteilt, nachdem mindestens 10.679 Kund:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf ihre Masche hereingefallen waren. Der Gesamtschaden belief sich auf über 4,3 Millionen Euro[11]. Die Betrüger hatten auf ihren Seiten günstige Elektronik, Sportartikel und andere Waren gegen Vorkasse angeboten – geliefert wurde jedoch nichts. Fälle wie dieser verdeutlichen, dass Fakeshop-Betrug längst zu einem Massenphänomen geworden ist.

Insgesamt gehen die finanziellen Schäden durch Fakeshops in die Millionen[12]. Neben dem Verlust des gezahlten Geldes drohen oft weitere Probleme: Manche Fake-Shops liefern statt der beworbenen Artikel lediglich minderwertige oder gefälschte Produkte, was zu Gesundheitsrisiken führen kann[13]. Auch Identitätsdiebstahl ist ein mögliches Folgeproblem, wenn etwa persönliche Daten beim Bestellvorgang abgefischt werden[13]. Zudem erschüttern solche Erlebnisse das Vertrauen in den Online-Handel – viele Betroffene fühlen sich verunsichert und alleingelassen. Dass Fakeshops immer professioneller und schwerer zu erkennen sind, verschärft das Problem zusätzlich[9]. Zwar gelten nach wie vor Warnsignale wie unschlagbar günstige Preisefehlendes Impressum oder nur Vorkasse-Zahlung, doch bauen die aktuellen Betrüger-Websites diese Schwachstellen immer geschickter aus. Verbraucher:innen, die in die Falle tappen, bemerken den Betrug oft erst, wenn die Lieferung ausbleibt – und dann ist das Geld meist weg.

Google und Facebook in der Kritik: Langsame Reaktion auf Betrugsanzeigen

Die Rolle der großen Plattformen beim Fakeshop-Betrug gerät zunehmend in den Fokus. Google und Meta(als Betreiber von Facebook und Instagram) ermöglichen mit ihren Werbesystemen erst den massenhaften Kontakt zwischen Fakeshops und Verbrauchern. Doch wie reagieren sie, wenn betrügerische Anzeigen gemeldet werden? Die Verbraucherzentrale hat das getestet – mit ernüchternden Ergebnissen:

Auf Facebook/Instagram (Meta) wurde eine Fake-Shop-Anzeige gemeldet; innerhalb von 24 Stunden reagierte Meta und nahm die gemeldete Werbung offline[14]. Allerdings blieben weitere Anzeigen desselben Werbekunden aktiv, obwohl der Hinweis gegeben wurde, dass der Anbieter fortlaufend solche Betrugswerbung schaltet[15]. Anders gesagt: Der Fakeshop konnte mit über 60 weiteren geschalteten Anzeigen einfach weitermachen[16].

Noch schlechter fiel die Reaktion bei Google aus: Hier erfolgte eine Antwort erst nach zehn Tagen – zu spät, um den Vorgaben des EU-Rechts zu entsprechen[17]. Die konkret gemeldete Anzeige war zu diesem Zeitpunkt zwar bereits von selbst offline (vermutlich weil die Kampagne endete), doch der Betrüger-Account schaltete weiterhin mehrere andere Anzeigen[17]. Einzelfälle? Eher systematische Lücken, so die Einschätzung der Verbraucherschützer. „Schon dieser stichprobenhafte Test zeigt eine deutliche Schwachstelle des aktuellen Systems auf“, heißt es im vzbv-Kurzbericht[18]. Selbst wenn Nutzer:innen – oder zertifizierte Trusted Flagger wie die Verbraucherzentrale – einzelne Anzeigen melden und löschen lassen, können die gleichen Täter parallel dutzende neue Anzeigen schalten. Praktisch wäre eine endlose Flut von Meldungen nötig, um einen einzigen aktiven Fakeshop-Werber vollständig zu stoppen[18].

Die Verbraucherzentralen sprechen daher von einem strukturellen Problem der großen Werbeplattformen. Bislang schaffen es Google und Meta offenbar nicht, betrügerische Werbekunden konsequent zu identifizieren und zu sperren. Betrügerische Unternehmen können nahezu ungehindert werben, was das Vertrauen in Werbung auf diesen Plattformen erschüttert[8]. Für die User bedeutet das: Vorsicht bei Online-Anzeigen – nicht jeder tolle Deal, der auf Facebook oder bei Google auftaucht, hält was er verspricht.

Verbraucherschützer fordern mehr Verantwortung und strengere Regeln

Angesichts der wachsenden Gefahr machen Verbraucherschützer und Politik Druck: Plattformbetreiber wie Google und Meta müssten viel stärker gegen betrügerische Anzeigen vorgehen, fordert der vzbv[19]. Ramona Pop findet klare Worte: „Wer mit Werbung sein Geld verdient, darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen!“[19]. Mit anderen Worten: Tech-Konzerne können sich nicht darauf berufen, nur neutrale Werbeflächen bereitzustellen – sie verdienen an jeder Anzeige und sollen daher sicherstellen, dass Kriminelle ihre Systeme nicht als Bühne für Betrug missbrauchen.

Tatsächlich gibt es seit Februar 2024 neue gesetzliche Vorgaben aus Europa: den Digital Services Act (DSA). Dieses EU-Gesetz verpflichtet sehr große Online-Plattformen und Suchmaschinen, die Risiken ihres Geschäftsmodells zu analysieren und zu verringern[3]. Konkret müssen Unternehmen wie Google und Meta unter anderem Transparenzdatenbanken für Werbeanzeigen betreiben und vertrauenswürdige Meldestellen (Trusted Flagger) bevorzugt behandeln. Artikel 35 DSA schreibt sogar vor, bei systemischen Risiken geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen – explizit wird eine Anpassung des Werbesystems erwähnt[20]. Genau hier sieht der vzbv die Anbieter in der Pflicht: Die Möglichkeit für Fakeshops, massenhaft Werbung zu schalten, stelle ein solches systemisches Risiko dar und erfordere entsprechende Änderungen am Werbesystem[20].

Doch Regeln nützen wenig, wenn sie nicht durchgesetzt werden. „Die Europäische Kommission muss die Regeln des Digital Services Act konsequent durchsetzen“, mahnt Pop[19]. Sollte sich zeigen, dass die Plattformen ihre Sorgfaltspflichten verletzen, drohen im Rahmen des DSA empfindliche Geldstrafen – bis zu 6 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Für Konzerne wie Alphabet (Google) oder Meta wären das Milliardenbeträge. Die Bundesregierung wiederum ist gefordert, die neuen EU-Vorgaben im Blick zu behalten und national zu unterstützen.

Welche Maßnahmen jetzt notwendig sind

Aus Sicht der Verbraucherschützer braucht es ein gesamtes Bündel an Maßnahmen, um Verbraucher:innen besser vor Fake-Shops und ähnlichen Betrugsmaschen zu schützen. An erster Stelle stehen die großen Online-Plattformen selbst in der Verantwortung: Google und Meta müssen ihre Kontrollmechanismen für Werbeanzeigen drastisch verbessern. Dazu gehört, betrügerische Werbekunden frühzeitig zu erkennen und dauerhaft zu sperren, anstatt nur einzelne Anzeigen nachträglich zu löschen. Moderne Technologien – etwa KI-gestützte Prüfungen – könnten helfen, bekannte Muster von Fakeshop-Werbung automatisch aufzuspüren (z.B. extrem günstige Preise, neu registrierte verdächtige Domains, Auffälligkeiten im Anzeigentext). Auch eine strengere Verifizierung von Werbekunden steht im Raum: Plattformen könnten verpflichtet werden, Identität und Seriosität der Inserenten zu prüfen, bevor Anzeigen geschaltet werden dürfen. Wenn Geschäftsmodelle auf massenhafter Werbung basieren, darf der Verbraucherschutz nicht länger hintenanstehen.

Zugleich pocht der vzbv auf den gesetzlichen Rahmen: Die DSA-Vorgaben müssen nun zügig mit Leben gefüllt und Verstöße sanktioniert werden. Als nächster Schritt steht auf EU-Ebene der Digital Fairness Act in den Startlöchern – ein neues Gesetzesvorhaben, das unlautere Geschäftspraktiken im Internet verbieten soll[21]. Darunter fallen zum Beispiel manipulative Design-Tricks auf Webseiten (Dark Patterns), die Verbraucher zu vorschnellen Käufen verleiten, aber auch aggressives personalisiertes Marketing. Verbraucherschützer begrüßen diese Pläne: Sie fordern schon lange, verbraucherfeindliche Praktiken online stärker zu regulieren. So soll es künftig etwa verboten sein, Nutzer durch künstlichen Zeitdruck oder irreführende Buttons zu überrumpeln[22]. Auch Tracking und Profilbildung zu Werbezwecken komplett zu untersagen, steht als Forderung im Raum – damit würde personalisierte Werbung eingeschränkt und Verbraucher würden weniger zum Ziel fragwürdiger Werbeattacken[23].

Nicht zuletzt ist Aufklärung der Verbraucher:innen ein wichtiger Baustein. Die beste Regulierung und Technik hilft wenig, wenn Nutzer nicht um die Gefahr wissen. Daher raten Verbraucherschützer zu gesunder Skepsis gegenüber allzu verlockenden Online-Angeboten – insbesondere, wenn sie einem als Werbung präsentiert werden. Prüft man einen unbekannten Shop, können einfache Schritte schützen: Ist ein Impressum vorhanden? Stimmen die Kontaktdaten? Gibt es unabhängige Bewertungen? Bei unrealistisch niedrigen Preisen oder ausschließlich Vorkasse-Zahlung ist größte Vorsicht geboten. Im Zweifel hilft der Fakeshop-Finder der Verbraucherzentralen – ein Online-Tool, das automatisch warnt, wenn eine eingegebene Shop-URL als unseriös bekannt ist[24].

Fazit: Gemeinsamer Kampf gegen Online-Betrug

Die alarmierenden Erkenntnisse über Fakeshop-Werbung auf Google und Meta zeigen, dass beim Schutz der Verbraucher im Netz dringend nachgebessert werden muss. Betrüger nutzen schamlos die Reichweite und das Werbesystem der Tech-Giganten, um ahnungslose Kunden abzuzocken. Fast jede:r kennt mittlerweile jemanden im eigenen Umfeld, der oder die beim Online-Kauf hereingelegt wurde – Online-Betrug ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Umso wichtiger ist ein entschlossenes Gegensteuern. Die großen Plattformen dürfen sich nicht länger wegducken: Wenn Kriminelle ihre Anzeigenplätze missbrauchen, müssen Google, Facebook & Co. aktiv eingreifen, bevor Schaden entsteht. Die rechtlichen Instrumente dafür stehen mit dem DSA bereit, nun kommt es auf die konsequente Umsetzung an[19]. Gleichzeitig brauchen wir zeitgemäße Gesetze, die Verbraucherrechte im digitalen Raum stärken und Betrügereien vorbeugen[25]. Politik, Aufsichtsbehörden und Verbraucherschützer ziehen hier an einem Strang – auf nationaler wie europäischer Ebene.

Für uns Verbraucher:innen heißt das: wachsam bleiben, Meldemöglichkeiten nutzen und im Zweifel lieber einmal mehr hingucken, bevor man auf „Jetzt kaufen“ klickt. Der bequeme Online-Einkauf soll keine Falle sein. Mit verantwortungsvollen Plattformen, robusten Regeln und informierten Nutzern kann das Shopping im Netz sicherer gestaltet werden. Das gemeinsame Ziel: Betrügerische Fakeshops sollen keine Chance mehr haben, über Werbung oder sonstige Tricks an das Geld der Verbraucher:innen zu gelangen. Die nächste Schnäppchen-Anzeige, die uns auf dem Bildschirm entgegenblinkt, soll kein Anlass zur Sorge mehr sein müssen.

Quellen: Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Pressemitteilung vom 06.11.2025; Forsa-Umfrage Verbraucherreport 2025; Kurzpapier „Werbung für Fakeshops auf Online-Plattformen“ (vzbv, Nov. 2025); Tagesspiegel; t-online; Spiegel Online.[1][10][19]


[1] [2] [3] [7] [9] [10] [23] [24] [25] Jeder zweite Fakeshop schaltet Werbung auf Google oder Meta | Verbraucherzentrale Bundesverband

https://www.vzbv.de/pressemitteilungen/jeder-zweite-fakeshop-schaltet-werbung-auf-google-oder-meta

[4] [12] [19] Google und Meta sind Einfallstor für Fakeshops: Verbraucherzentrale warnt

https://www.t-online.de/digital/aktuelles/id_100987034/google-und-meta-sind-einfallstor-fuer-fakeshops-verbraucherzentrale-warnt.html

[5] [8] [21] [22] Jeder zweite Fakeshop wirbt über Google: Wie Verbraucher online abgezockt werden

https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/jeder-zweite-fakeshop-wirbt-uber-google-wie-verbraucher-online-abgezockt-werden-14774744.html

[6] Jeder zweite Fakeshop schaltet PR auf Google

https://www.pressetext.com/news/jeder-zweite-fakeshop-schaltet-pr-auf-google.html

[11] Rostock: Mehrjährige Haftstrafen für Internetbetrüger mit 30 Fake-Shops – DER SPIEGEL

https://www.spiegel.de/netzwelt/web/rostock-mehrjaehrige-haftstrafen-fuer-internetbetrueger-mit-30-fake-shops-a-12d788f7-27e8-45a0-b2e4-2ec2c0b3a131

[13] [14] [15] [16] [17] [18] [20] 25-10-24_Kurzpapier_Fakeshop_Werbung

https://www.vzbv.de/sites/default/files/2025-11/25-10-27_Kurzpapier%20Fakeshop-Werbung.pdf

Beitrag erstellt mit https://chatgpt.com deep research


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