Digitaler Fahrzeugschein in der i-Kfz-App

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So funktioniert der neue Fahrzeugausweis auf dem Smartphone

Der kleine grüne Fahrzeugschein wandert ins Handy: Mit der neuen i-Kfz-App des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) können Autofahrerinnen und Autofahrer in Deutschland ihre Zulassungsbescheinigung Teil I jetzt digital mitführen. Bei Verkehrskontrollen reicht dann der Blick aufs Smartphone – zumindest innerhalb Deutschlands. (Bundesministerium für Verkehr)

In diesem Artikel schauen wir uns an, wie der digitale Fahrzeugschein funktioniert, welche Voraussetzungen gelten, wie die Einrichtung konkret abläuft und wo aktuell noch Grenzen und Fallstricke liegen.


Was ist der digitale Fahrzeugschein überhaupt?

Der digitale Fahrzeugschein ist die elektronische Version der Zulassungsbescheinigung Teil I, also des klassischen Fahrzeugscheins. Darin stehen Halterdaten und die technischen Informationen zum Fahrzeug (Kennzeichen, VIN/Fahrgestellnummer, Leistungsdaten, Reifengröße usw.). (Wikipedia)

Die i-Kfz-App greift auf die Daten des zentralen Fahrzeugregisters beim KBA zu und stellt diese auf dem Smartphone dar. Laut Bundesverkehrsministerium erfüllt das Vorzeigen in der App rechtlich die Mitführungspflicht der Zulassungsbescheinigung – allerdings nur in Deutschland. (Bundesministerium für Verkehr)


Voraussetzungen: Wer die App nutzen kann – und wer (noch) nicht

Bevor es an die Einrichtung geht, ein Blick auf die Rahmenbedingungen:

  • Smartphone mit Android oder iOS
    Die i-Kfz-App steht im Google Play Store und im Apple App Store kostenlos zur Verfügung. (Bundesministerium für Verkehr)
  • Stabile Internetverbindung für Einrichtung und Updates
    Für den Download und die Ersteinrichtung ist Online-Zugang Pflicht; der Fahrzeugschein selbst lässt sich später auch offline anzeigen. (Bundesministerium für Verkehr)
  • Elektronischer Personalausweis (eID-Funktion aktiv) oder QR-Code der Zulassungsbehörde
    Die erste Ausbaustufe setzt in der Praxis auf die Online-Ausweisfunktion mit PIN. Alternativ kann ein QR-Code der Zulassungsstelle genutzt werden – aber aktuell nur im Rahmen eines Zulassungsverfahrens und nicht flächendeckend in allen Regionen. (Bundesministerium für Verkehr)
  • Zugelassenes Fahrzeug mit deutschem Kennzeichen
    Der digitale Fahrzeugschein gilt nur für Fahrzeuge, die im deutschen Fahrzeugregister geführt werden. (Bundesministerium für Verkehr)

Wichtig: Wer zwar ein zugelassenes Auto, aber keinen aktivierten ePersonalausweis hat und auch keinen aktuellen QR-Code aus einem laufenden Zulassungsverfahren, kann die App Stand heute für dieses bereits zugelassene Fahrzeug nicht ohne Weiteres nutzen. (Golem.de)


Schritt für Schritt: So kommt der Fahrzeugschein in die i-Kfz-App

Nach der Installation der App läuft der Prozess grob so ab:

  1. App installieren und starten
    Im Play Store bzw. App Store nach „i-Kfz“ suchen, App installieren und öffnen. (Bundesministerium für Verkehr)
  2. Fahrzeugschein hinzufügen
    In der Startansicht gibt es den Button „Fahrzeugschein hinzufügen“. Die App führt dann durch den Prozess. (Bundesministerium für Verkehr)
  3. Identifikation mit eID
    Wenn das Fahrzeug auf dich selbst zugelassen ist, brauchst du:
    • Kennzeichen des Fahrzeugs
    • Personalausweis mit aktivierter Online-Ausweisfunktion
    • deine 6-stellige Ausweis-PIN
    Zuerst gibst du das Kennzeichen ein, dann erfolgt die eID-Authentifizierung: PIN eingeben, Ausweis ans Smartphone halten (NFC). Die App prüft dabei, ob die Daten mit den Halterinformationen im Fahrzeugregister übereinstimmen. (Bundesministerium für Verkehr)
  4. Fahrzeugschein individualisieren
    Nach erfolgreicher Verknüpfung kannst du dem digitalen Fahrzeugschein einen Anzeigenamen geben und Symbol/Farbe wählen. Praktisch, wenn mehrere Fahrzeuge in der App verwaltet werden. (Bundesministerium für Verkehr)
  5. Test in der Praxis
    Für die erste „Generalprobe“ bietet sich die Anzeige sämtlicher Kacheln an (Halterdaten, Fahrzeugdaten, Kennzeichen usw.), so wie es die FAQ des BMV auch für Polizeikontrollen empfiehlt. (Bundesministerium für Verkehr)

Nutzung bei Polizeikontrollen: Was erwartet mich?

Bei einer Kontrolle musst du das Handy nicht aus der Hand geben. Die App ist so aufgebaut, dass du interaktiv zwischen verschiedenen Kacheln wechseln kannst – etwa den Halter- und Fahrzeuginformationen.

Hintergrund: So soll verhindert werden, dass jemand nur einen Screenshot oder eine manipulierte Grafik zeigt. Wenn Zweifel bestehen, kann die Polizei zusätzlich online im zentralen Fahrzeugregister nachschauen. (Bundesministerium für Verkehr)

Wichtig:

  • Der digitale Fahrzeugschein gilt aktuell nur innerhalb Deutschlands. Im Ausland ist weiterhin zwingend der Papier-Fahrzeugschein mitzuführen. (Bundesministerium für Verkehr)

Fahrzeugschein teilen: Verleih, Werkstatt, Carsharing

Eine der spannendsten Funktionen aus Alltagssicht ist das digitale Teilen des Fahrzeugscheins:

  • Du kannst ein Abbild deines Fahrzeugscheins an andere Personen weitergeben – etwa wenn jemand dein Auto leiht oder eine Werkstatt Fahrzeugdaten benötigt.
  • Die App erzeugt dafür entweder:

Du kannst außerdem:

  • ein Zeitlimit für die Freigabe setzen,
  • beliebig vielen Personen nacheinander Zugriff geben (kein festes Limit, aber jedes Mal ein eigener Vorgang). (Bundesministerium für Verkehr)

Wird der originale digitale Fahrzeugschein gelöscht oder das Fahrzeug ab- bzw. umgemeldet, verlieren die Abbilder automatisch ihre Gültigkeit. (Bundesministerium für Verkehr)

Für professionelles Carsharing und Flotten ist eine erweiterte Unterstützung erst in einer späteren Ausbaustufe vorgesehen – voraussichtlich ab 2026, wenn die App auch juristischen Personen (Flottenbetreibern) offiziell zur Verfügung steht. (Bundesministerium für Verkehr)


Offline, Mehrsprachigkeit und Support

Ein paar praktische Details:


Sicherheit und Datenschutz

Die i-Kfz-App ist ein staatliches Produkt: Entwickelt wurde sie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums, implementiert von der Bundesdruckerei in Zusammenarbeit mit dem KBA. (Bundesministerium für Verkehr)

Wichtige Bausteine:

  • Starke Authentifizierung über eID
    Die Kombination aus Online-Ausweisfunktion und PIN sorgt dafür, dass nur der tatsächliche Halter den Fahrzeugschein initial in die App laden kann. (Bundesministerium für Verkehr)
  • Geräteschutz
    Zusätzlich greift die Sperre des Smartphones (PIN, Muster, Biometrie). Laut BMV gibt es ein mehrschichtiges IT-Sicherheits- und Datenschutzkonzept. (Bundesministerium für Verkehr)
  • Zentrale Registerabfrage
    Bei Kontrollen oder Zweifeln an der Echtheit können Behörden direkt auf das Fahrzeugregister zugreifen. (Bundesministerium für Verkehr)

Natürlich bleibt: Jedes digitale Dokument ist grundsätzlich angreifbar, etwa über kompromittierte Geräte oder manipulierte Apps. Für Nutzerinnen und Nutzer bedeutet das:

  • Nur offizielle App-Stores nutzen
  • Betriebssystem und App aktuell halten
  • Gerätesperre konsequent aktivieren

Grenzen und Fallstricke: Wo hakt es noch?

So viel Komfort die Lösung bietet – ganz friktionsfrei ist sie (noch) nicht:

  1. Abhängigkeit von eID oder QR-Code
    Ohne aktivierte eID oder QR-Code aus einem laufenden Zulassungsverfahren ist der Einstieg aktuell schwierig. Wer sein Auto bereits seit Jahren angemeldet hat und keinen ePerso mit PIN nutzt, bleibt vorerst außen vor. (Golem.de)
  2. Regionale Einschränkungen beim QR-Code
    Golem weist darauf hin, dass QR-Codes zur Integration in die App bislang nur in bestimmten Regionen und nur im Rahmen von Zulassungsverfahren ausgegeben werden. (Golem.de)
  3. Gültigkeit nur in Deutschland
    Für Fahrten ins Ausland bleibt der Papier-Fahrzeugschein Pflicht. Gerade Vielfahrer ins Ausland kommen daher um das Dokument aus Papier nicht herum. (Bundesministerium für Verkehr)
  4. Kein vollständiger Ersatz für Papier
    Es gibt derzeit keine Pläne, die Papier-Version kurzfristig abzuschaffen; das müsste perspektivisch auch auf EU-Ebene abgestimmt werden. (Bundesministerium für Verkehr)

Blick nach vorn: Digitaler Führerschein und „digitale Brieftasche“

Der digitale Fahrzeugschein ist nur der erste Baustein einer größeren Digitalstrategie:

  • Ein digitaler Führerschein soll nach Plan der Bundesregierung Ende 2026 app-basiert verfügbar werden. Langfristig sollen sowohl Führerschein als auch Fahrzeugschein in einer gemeinsamen Anwendung landen. (Bundesministerium für Verkehr)
  • Parallel arbeitet die Bundesregierung an einer zentralen Plattform beim KBA, über die langfristig Zulassungsvorgänge von mehr als 400 Zulassungsstellen gebündelt werden sollen. (Bundesministerium für Verkehr)
  • Auf europäischer Ebene laufen Projekte für einheitliche digitale Ausweisdokumente und eine „digitale Brieftasche“, in die auch Fahrzeug- und Führerscheindaten integriert werden sollen. (Bundesministerium für Verkehr)

Für Nutzerinnen und Nutzer heißt das: Der digitale Fahrzeugschein ist ein Vorgeschmack darauf, wie sich Ausweise, Führerscheine und andere Dokumente künftig im Alltag anfühlen werden – zentral in einer App statt in der Papiermappe.


Fazit: Lohnenswert – mit ein paar „Aber“

Die i-Kfz-App ist ein konsequenter Schritt, um Verwaltungsvorgänge rund um das Auto ins digitale Zeitalter zu holen. Für viele Alltagsszenarien – Polizeikontrolle, Werkstattbesuch, Auto verleihen – ist der digitale Fahrzeugschein deutlich komfortabler als das Papierdokument.

Auf der anderen Seite bleibt die Lösung aktuell an einige Voraussetzungen gebunden: eID, PIN, Smartphone-Sicherheit und zum Teil regionale Einschränkungen beim QR-Code. Zudem ersetzt die App den Papier-Fahrzeugschein weder im Ausland noch vollständig in Deutschland.

Für digitalaffine Nutzerinnen und Nutzer mit aktivierter Online-Ausweisfunktion ist die Empfehlung trotzdem klar:
Die i-Kfz-App installieren, den digitalen Fahrzeugschein hinterlegen und in der Praxis ausprobieren – aber den Papier-Fahrzeugschein zumindest für Auslandsfahrten lieber noch nicht im Schrank einschließen.


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