Comma.ai – Autonomes Fahren zum Nachrüsten

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Comma.ai ist ein US-amerikanisches Technologieunternehmen, das sich auf teilautonomes Fahren spezialisiert hat. Das Ziel: Fahrerassistenzsysteme so weiterentwickeln, dass Autofahren sicherer, entspannter und zugänglicher wird – auch für Fahrzeuge, die ursprünglich keine modernen Autopilot-Funktionen besitzen. Der Slogan des Unternehmens lautet passend: „Make driving chill.“


Openpilot: Das Herzstück des Systems

Das wichtigste Produkt von Comma.ai ist die Open-Source-Software openpilot. Sie verwandelt herkömmliche Fahrzeuge in teilautonome Autos der sogenannten Autonomiestufe 2.
Openpilot übernimmt dabei Aufgaben wie:

  • Spurhalten und Spurzentrierung
  • Adaptive Geschwindigkeitsregelung
  • Automatische Brems- und Beschleunigungsfunktionen
  • Fahrerüberwachung per Kamera

Die Software nutzt maschinelles Lernen, um aus Kameradaten und Fahrzeugtelemetrie präzise Entscheidungen zu treffen. Dank der offenen Entwicklung auf GitHub wird openpilot kontinuierlich von einer großen Entwickler-Community verbessert. Mittlerweile unterstützt das System hunderte Fahrzeugmodelle verschiedenster Hersteller.


Die Hardware: Comma 2, Comma 3 und Comma 3X

Um openpilot im Fahrzeug zu nutzen, bietet Comma.ai spezielle Hardware-Kits an – kompakte Geräte mit Kamera, Prozessor und Display.
Die neuesten Modelle heißen comma 3 und comma 3X.
Diese Geräte werden an die Fahrzeugelektronik (meist über den OBD-II-Port) angeschlossen und übernehmen Steuerungs- und Sensordatenverarbeitung.

Einmal installiert, fungiert das Gerät wie ein „Gehirn“ des Fahrzeugs: Es beobachtet die Straße, analysiert die Umgebung und unterstützt aktiv beim Fahren.


Open Source trifft auf künstliche Intelligenz

Ein Alleinstellungsmerkmal von Comma.ai ist der offene Entwicklungsansatz. Die Software ist frei zugänglich und kann von jeder Person eingesehen, verändert oder verbessert werden.
Zudem können Nutzer freiwillig ihre Fahrdaten teilen – diese werden anonymisiert gesammelt, um die Algorithmen zu trainieren und so die Leistung des Systems weltweit zu verbessern.

Dieser Community-Ansatz hat openpilot zu einem der fortschrittlichsten nicht-kommerziellen Fahrerassistenzsystemegemacht.


Grenzen und rechtliche Fragen

Trotz seiner Leistungsfähigkeit ist openpilot kein vollautonomes System. Der Fahrer bleibt jederzeit verantwortlich und muss eingreifen können – rechtlich gilt openpilot daher nur als „Fahrerassistenzsystem“.

In den USA ist die Nutzung in vielen Bundesstaaten erlaubt, solange der Fahrer aufmerksam bleibt.
In der EU und speziell in Deutschland ist der Einsatz jedoch problematisch:
Da openpilot tief in die Steuerung des Fahrzeugs eingreift, ist die Nutzung im öffentlichen Straßenverkehr rechtlich nicht zugelassen. Es fehlen offizielle Zertifizierungen und Zulassungen nach europäischen Sicherheitsstandards.

Das macht den praktischen Einsatz hierzulande derzeit nur auf Privatgelände oder zu Forschungszwecken legal.


Fazit: Autonomes Fahren für Bastler und Visionäre

Comma.ai ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Open Source, künstliche Intelligenz und Ingenieurskunstzusammenkommen können.
Während große Autohersteller Milliarden in geschlossene Autopilot-Systeme investieren, verfolgt Comma.ai einen offenen, gemeinschaftlichen Ansatz – mit beeindruckenden Ergebnissen.

Für Technikbegeisterte und Entwickler bietet openpilot einen spannenden Blick in die Zukunft des Fahrens. Doch bis Systeme wie dieses auch in Europa legal und sicher eingesetzt werden dürfen, bleibt es noch ein Stück Weg.


Quellen:


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