Erinnern Sie sich noch an die gute alte Zeit, als man noch in IDEs gelebt hat, Funktionen wie Babys gehätschelt und Tests mit Tränen geschrieben hat? Tja, willkommen im Jahr 2025, wo Chatbots Ihren Job machen – zumindest, wenn man dem Buzz auf LinkedIn glauben darf.
🤖 Vom Developer zum Prompt-Flüsterer
Früher waren Sie Entwickler, heute sind Sie Prompt Engineer. Klingt verrückt, oder? Leider bedeutet das nicht, dass Sie weniger arbeiten – Sie arbeiten jetzt nur anders falsch.
Die neue Königsdisziplin lautet: „Sagen Sie es der KI so, dass sie es nicht komplett falsch versteht.“
Denn:
- Wenn Sie sagen „Schreiben Sie mir ein Login-System“, bekommen Sie ein unauthentifiziertes Sicherheitsrisiko auf zwei Beinen.
- Wenn Sie sagen „mit JWT, Refresh Token, Rate Limiting, OIDC“, bekommen Sie immerhin ein Tutorial von 2021 mit halben Kommentaren und keiner Datenbank.
Also lernen Sie prompten wie früher Bash-Skripte – nur dass Sie jetzt psychologische Kriegsführung gegen eine Text-KI betreiben.
Und wehe, Sie sagen „in modernem Code schreiben“ – dann bekommen Sie fünf verschiedene Stile, die sich in einem einzigen File prügeln.
💼 Die Business-Welt jubelt (natürlich)
Oh, wie sie sich freuen:
„Wenn die KI das jetzt schreibt, warum zahlen wir Ihnen eigentlich noch?“
„Könnte man nicht mit einem Prompt unsere ganze App generieren?“
„Wozu brauchen wir DevOps – wir haben doch Copilot.“
Süß.
Natürlich ignorieren solche Aussagen, dass jede KI aktuell gerne Halluzinationen schreibt, keine Ahnung von Ihrem Legacy-Code hat und aus Prinzip keinen einzigen Commit-Test bestehen würde, wenn Sie sie ohne Review deployst.
Aber hey – Hauptsache „Produktivität um 300 % gesteigert“, laut Gartner. (Die genaue Definition von „Produktivität“ bleibt wie immer ein gut gehütetes Rätsel.)
🧪 Die Realität: KI-Code ist wie IKEA-Möbel
- Sieht stabil aus.
- Ist theoretisch gut dokumentiert.
- Funktioniert genau so lange, bis Sie versuchen, etwas Eigenes daran zu bauen.
Die KI liefert Ihnen Grundgerüste, Boilerplates und Beispiele – aber kaum etwas, das in Ihrem echten System einfach plug-and-play funktioniert.
Sie brauchen immer noch:
- Architekturverständnis
- Debugging-Skills
- Testing (außer Sie stehen auf spontanes Chaos in Produktion)
- Und Ironie, um das Ganze zu ertragen
Fun Fact: Die meisten KI-Codes laufen auf Anhieb – im Prompt-Editor. Sobald Sie versuchen, sie lokal zu starten, fehlen drei Pakete, ein Import ist falsch geschrieben, und irgendwas erwartet Python 3.7.12.
🧠 Die neue Elite: Prompt Alchemists
Es gibt sie – die neuen Zauberer der Tech-Welt. Leute, die aus drei Zeilen Prompt einen funktionierenden Microservice beschwören.
Was sie gemeinsam haben?
- Tiefe technische Erfahrung
- Sprachgefühl (ja, wirklich!)
- Und ein ungesunder Perfektionismus beim Prompt-Tuning
Diese Leute sind kein Ersatz für Entwickler – sie sind Entwickler. Nur dass sie jetzt mit Chatbots reden, statt mit Kollegen.
Und auch hier gilt: Wer Müll fragt, bekommt Müll raus. Oder wie man in der Promptkunst sagt: Garbage In – GPT Out.
Fazit:
Nein, Programmieren ist nicht tot.
Aber es hat sich verändert. Und ja, Sie werden vielleicht weniger tippen – dafür mehr nachdenken.
KI kann Ihnen die Arbeit erleichtern. Sie kann Ihnen Code generieren. Sie kann Ihnen sogar Bugs erklären, die Sie selbst verursacht haben (AI-Rache ist real).
Aber am Ende sind Sie es, der die Verantwortung trägt. Nicht der Bot. Und deshalb bleiben Sie auch 2025 mehr als ein „Promptkünstler“ – Sie sind immer noch Softwareentwickler mit Superkräften.
Die Tastatur bleibt. Der Code auch. Nur die Tools ändern sich. Wieder mal.
Sei der Erste, der das kommentiert
Kommentare sind geschlossen, allerdings sind Trackbacks und Pingbacks möglich.